Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind von 2020 auf 2021 um 4,9% gestiegen und liegen bei 77,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent, so die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2021. Das bedeutet ein Plus von rund 3,6 Mio. Tonnen im Vergleich zum Jahr 2020.
Nach dem Rückgang der Emissionen im Pandemiejahr 2020 kam es im Jahr 2021 in vielen Sektoren wieder zu deutlichen Zuwächsen. Dabei haben sich die wesentlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen unterschiedlich entwickelt: Das Bruttoinlandsprodukt stieg 2021 im Vergleich zum Jahr 2020 um rund 4,6%. Auch die Zahl der Heizgradtage lag aufgrund der kühlen Witterung über dem langfristigen Mittel. Das Bevölkerungswachstum hingegen lag um 0,4% unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre.
Das österreichische Ziel gemäß EU Effort-Sharing-Verordnung, die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2021 auf 48,8 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent zu reduzieren, wurde erreicht bzw. mit 32,8 Kilotonnen (0,07%) geringfügig überschritten. Für 2022 gehen die Expert:innen des Umweltbundesamts von einem deutlichen Rückgang der Treibhausgas-Emissionen um ca. 5% aus. „Die nationalen Treibhausgas-Ziele wurden 2021 zwar erreicht, steuerten aber wieder auf das Vor-Krisen-Niveau zu“, erklärt Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamtes. „Wenn wir Klimaneutralität und die europäischen Ziele noch erreichen wollen, müssen wir dringend intensive Maßnahmen ergreifen.“
Rückblick 2021 – Emissionen nahmen in 4 von 6 Sektoren zu
In den Bereichen Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft zeigt die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes einen Anstieg der Emissionen im Vergleich zu 2020. Der mit Abstand größte Anstieg ist im Gebäudesektor zu verzeichnen, bedingt durch die vermehrten Heizgradtage (plus 12,5%) und den verstärkten Einsatz von Erdgas und Heizöl. Die Emissionen im Sektor Energie und Industrie (ohne Emissionshandelsbereich) sind durch eine gesteigerte Produktion und den vermehrten Einsatz von fossilen Energieträgern um 6,9% gestiegen. Im Verkehrssektor sorgten eine höhere Fahrleistung und preisbedingten Kraftstoffexport für ein Plus von 4,2% und in der Landwirtschaft stiegen mit der Rinderzahl und dem Einsatz von Mineraldünger auch die Treibhausgas-Emissionen um 0,1%. Im Sektor Abfallwirtschaft, minus 0,8 %, und bei den F-Gasen, minus 13,9%, setzen sich die abnehmenden Trends der letzten Jahre fort.
Insgesamt ergibt sich für die Emissionen, die im nationalen Klimaschutzgesetz geregelt sind, ein Anstieg um circa 4,2% bzw. rund 1,9 Mio. Tonnen.
„Das erwartungsgemäße Aus des Pandemieeffekts bei den Treibhausgas-Emissionen hat sich nun endgültig bestätigt. Wir müssen weiterhin ambitioniert und auf allen Ebenen für mehr Klimaschutz sorgen. Nur so können wir die Emissionen jedes Jahr weiter senken. Es ist schon einiges auf den Weg gebracht, unsere vielen Klimaschutz-Maßnahmen gegen den Stillstand der letzten Jahrzehnte zeigen bereits eine erste Wirkung. Aber es ist völlig klar: Wir sind noch nicht am Ziel. Gerade für eine klimafreundliche Zukunft braucht es mehr Initiative für den Klimaschutz – durch alle Verantwortungsträger:innen auf jeder einzelnen Ebene“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Ausblick 2022, 2030 und 2040
Eine erste Abschätzung der Umweltbundesamt-Expert:innen auf Basis vorliegender Daten für das Jahr 2022 geht von einem deutlichen Rückgang der Emissionen um circa 5% aus. Ursache ist in erster Linie die Energiekrise und der damit verbundene Rückgang am Diesel- und Erdgasverbrauch.
Um die europäischen Ziele der EU Effort-Sharing-Entscheidung bis 2030 zu erreichen, braucht es aber eine Trendumkehr. Vor allem dann, wenn es gilt, die ambitionierteren Ziele des Fit-for-55 Pakets (-48% für Österreich) zu erreichen.
Für die Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 sind weitreichende Trans-formationsschritte vor allem zur Reduktion des Gesamtenergieeinsatzes so-wie zum Ersatz fossiler durch erneuerbarer Energie erforderlich.