ASCR: Wiener Forschung geht in die 3. Runde

Bild: Aspern Smart City Research © ASCR, Walter Schaub-Walzer

Die zweite Programmperiode eines der größten Energieforschungsprojekte Europas, der Aspern Smart City Research GmbH, wurde erfolgreich abgeschlossen. In den letzten fünf Jahren wurden insgesamt 45 Millionen Euro in die Forschung der Energiezukunft im urbanen Raum investiert. Mehr als 150 Mitarbeiter der Forschungsgesellschaft von Siemens, Wien Energie, Wiener Netze sowie der Wien 3420 und der Wirtschaftsagentur Wien haben an 20 Use Cases, vier Förderprojekten, zahlreichen Energiekonzepten und mehr als 166 Forschungsfragen gearbeitet. Mit Erfolg: Entstanden sind wissenschaftlich fundierte Lösungen für eine moderne, saubere und dezentrale Energieversorgung in Städten.

Wiener Lösung internationales Erfolgsbeispiel

Die Bekanntheit der ASCR als Forschungsmarke ist stark gestiegen. Rund 3.000 Besucher von renommierten Delegationen, Unternehmen und aus unterschiedlichsten Ländern waren in den letzten fünf Jahren bei der Forschungsgesellschaft zu Gast. Sie erfuhren dort mehr über saubere Energieerzeugung, Energieeffizienz, „sprechende Gebäude“ und smarte Netze. Das reale Forschungslabor der ASCR zog von Vancouver über Sao Paulo bis nach Neu-Delhi mediale Aufmerksamkeit auf sich. Lokal in Wien trägt die ASCR-Forschung zur Dekarbonisierung bei und zeigt umfassende Wege für saubere und dezentrale Energieversorgung auf.

Das Wiener Ziel ‚Raus aus Gas‘ hat einen konkreten Maßnahmenplan. Mit der Energiewende kommen neue Anforderungen auf Städte zu. Mit solchen innovativen Projekten wie der Aspern Smart City Research gewinnen wir genau jenes praxisrelevante Wissen, das wir benötigen werden, um Wien klimaneutral zu machen“, freut sich Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

Als die ASCR vor zehn Jahren ihre Arbeit aufnahm, war Aspern noch mehr ehemaliges Flugfeld als Seestadt. Die Lösung der komplexen Energiefragen im urbanen Raum war mehr Vision denn Plan. Wir lagen damals richtig, dieses große Energieforschungsprojekt zu starten, und werden diesen Weg konsequent weitergehen. Die ASCR hilft, zukünftige Fragestellungen unserer Stadt zu lösen – vom großen Ziel Klimaneutralität, Stichwort Raus aus Gas in Bestandsgebäuden, über die Versorgungssicherheit bis hin zu Digitalisierung und Innovation“, so Peter Weinelt, ab 1. Jänner 2024 Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, die in der kommenden Programmperiode 2024-2028 neuer ASCR-Gesellschafter sind.

Die beiden Geschäftsführer Georg Pammer und Matthias Gressel über den erfolgreichen Abschluss dieser intensiven Programmperiode: „Das domänenübergreifende Know-how unserer Gesellschafter in den Bereichen Technologien, Netz-Infrastruktur, Gebäude und Stadtplanung ermöglicht uns, den gesamten Energiezyklus einer Stadt zu erforschen.

Dezentrale Energieversorgung braucht neue Synergien

Ab 2024 werden die Wiener Stadtwerke als neue Gesellschafter gemeinsam mit Siemens, den Wiener Netzen, der Wirtschaftsagentur Wien und Wien 3420 in die nächste Programmperiode starten. „Ein besonderer Dank gilt dabei Wien Energie, die ihre Forschungstätigkeit mit Ende dieser Programmperiode abschließen wird“, so die beiden ASCR-Geschäftsführer.

Nach zehn Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit scheidet Wien Energie als Gesellschafter aus, bleibt jedoch weiterhin als wichtiger Projektpartner erhalten.
Wir haben viele wichtige Forschungsergebnisse gemeinsam mit den ASCR-Partnern in diesem integrativen Umfeld erarbeitet und wertvolle Erkenntnisse, etwa in der dezentralen Energieversorgung, in der Elektromobilität und in der intelligenten Gebäudesteuerung, in unsere Produktentwicklung übertragen können. Die wertvollen Synergien, die uns diese europaweit einzigartige Forschungsgesellschaft bietet, werden wir selbstverständlich weiterhin nutzen“, betont Michael Strebl, Vorsitzender Geschäftsführer Wien Energie.

Fünf zentrale Ergebnisse der „ASCR 2023“ für die Energiezukunft von Städten

(1) Gebäude als Prosumer
Ein Punkt der Dekarbonisierung von Städten sind Gebäude. Mit zahlreichen Messpunkten und Sensoren liefern die beforschten Gebäude der ASCR wertvolle Echtzeitdaten. Sie sind resiliente Prosumer, also Energieproduzenten und -verbraucher, die sich mit dem Energie-Netz hinsichtlich ihrer jeweiligen Energieproduktion und ihres Verbrauchs abstimmen können. Die Gebäude treffen anhand von Wetterdaten oder dem Nutzungsverhalten der Bewohner Entscheidungen. „Aus den hier gewonnen Erkenntnissen und Erfahrungen ist es uns gelungen, Produkte und Lösungen für die Gestaltung effizienter Energiesysteme neu zu entwickeln oder bestehende zu erweitern“, so Patricia Neumann, CEO Siemens Österreich. „Im Rahmen des Use Case 12 etwa wurde b.eos, ein System von Siemens für Energieeffizienz in Gebäuden, entwickelt. Damit können Einsparungspotenziale generiert und Energiekosten bei Gebäuden um bis zu 20 Prozent reduziert werden.“

(2) Intelligente Sensorik und Smart Grid Lab für die Netze
Zwölf Netzstationen, fünf Netzspeichersysteme, 24 Transformatoren und 500 verbaute Smart Meter ermöglichen den Wiener Netzen, die vorhandene Strom-Netzinfrastruktur in aspern Seestadt real zu beforschen und weiter zu stärken. „Die Digitalisierung der Netze, die Forschung an und das Testen von Innovationen ist im regulären Netzbetrieb sehr wichtig. Und genau das können wir in und mit der ASCR leben: innovative Konzepte entwickeln, ausprobieren, analysieren und im Netz umsetzen“, freut sich Thomas Maderbacher, Geschäftsführer der Wiener Netze. So haben die Wiener Netze im Rahmen eines Forschungsprojekts der ASCR ein Smart Grid Lab geschaffen, dort werden unter realen Bedingungen verschiedene Probleme und Störungen simuliert, um sie noch schneller zu erkennen und zu beheben.

(3) Neue Technologien für die Energieversorgung am Beispiel Hybridregler
Im Rahmen des Use Case 18 konzipierten Forscher der Wien Energie und Siemens einen Regler, der das größte Hybridkraftwerk Österreichs intelligent steuern kann. Das Kraftwerk der Wien Energie versorgt über 17.400 Haushalte mit Energie aus Wind und Sonne. Der Regler optimiert die Nutzung der Netzressourcen und steuert die PV- und Windparks der Wien Energie in Trumau intelligent und selbstständig. „Wir treiben den Erneuerbaren-Ausbau stark voran. Dafür benötigt es einen Mix an verschiedene Energieformen, wie Sonne und Wind. Durch den Hybrid-Regler können wir wechselnde Wetterbedingungen netzstützend ausgleichen. Das ist ein Meilenstein für die dezentrale Energieversorgung“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender Geschäftsführer Wien Energie.

(4) Digitalisierung als Hebel für Energiewende
Um den Gebäudesektor energieeffizienter zu gestalten, sind Energiekonzepte von Beginn an mitzudenken. Für ein Bürogebäude der Wirtschaftsagentur in aspern Seestadt, TZ 2, hat die ASCR dank eines digitalen Gebäudezwillings mittels „Building Information Modeling“ große Erfolge erzielt. Auf Basis dieser Daten konnte Smart Maintenance – die vorausschauende Wartung – weiter vorangetrieben und für den Bau eines weiteren Gebäudes schon vor Beginn der Planungsphase genutzt werden. „Im Technologiezentrum wurden sämtliche Prozesse von Planung über Bau bis hin zur Inbetriebnahme vorab digital durchgespielt, die tatsächliche Errichtung sowie die Wartung eines Gebäudes kann so kosteneffizient und ressourcenschonend abgewickelt werden – ein wichtiges Puzzlestück auf dem Fahrplan zum klimaneutralen Wirtschaftsstandort“, bestätigt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien.

(5) Smarte Städte als wirtschaftlicher Standortfaktor
Die Seestadt als Urban Lab der Smart City Wien erprobt vielfältige Innovationen für Menschen, die in Städten leben. Damit ist die Forschung der ASCR in aspern Seestadt ein wichtiger Standortfaktor unter anderem für die Ansiedlung von Zukunftsindustrien „Die aktive Mitgestaltung der Energiewende ist für uns essenziell. Genau deshalb sind wir Partner der ASCR. Unsere Rolle in dieser Kooperation ist es, die Energieforschung mit wichtigen Aspekten der Stadtentwicklung zu verschränken“, betont Robert Grüneis, Vorstand Wien 3420 aspern Development AG.

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