Wärmepumpen stark im Trend

Foto: Wärmepumpe

Als einzige Heizungstechnologie unterstützen Wärmepumpensysteme nach Angaben ihrer Hersteller alle drei Nachhaltigkeitsziele gleichzeitig: mehr Energieeffizienz, mehr erneuerbare Energie und weniger CO2 Emissionen. Das Potenzial der Technologie ist riesig und bei Weitem nicht ausgeschöpft. Für einen klimaneutralen Gebäudebestand benötigen wir eine rasche Verdopplung auf 60.000 installierte Wärmepumpen jährlich, um damit im Jahr 2040 zwei Millionen Haushalte mit günstiger und erneuerbarer Energie zu versorgen. Damit können wir gegenüber allen Verbrennungstechnologien Luftschadstoffe und CO2 einsparen. 1.1. Marktentwicklung: 2021 erstmals über 30.000 Heizungswärmepumpen, Absatz in Österreich

Der Absatzmarkt ist in Europa stark gewachsen. Lt. der European Heat Pump Association, dem europäischen Wärmepumpenverband, wurden 2021 mehr als 2.100.000 Wärmepumpen (1.900.000 Heizungswärmepumpen, 233.000 Brauchwasserwärmepumpen) verkauft, das entsprich einem Wachstum von 31 % gegenüber dem Vorjahr.

Stolz zeigen sich WPA-Verbandspräsident Richard Freimüller und Geschäftsführer Siegfried Kopatsch auch über die Leistung der österreichischen Wärmepumpenbranche im Jahr 2021. Mit über 30.000 Stück sind Wärmepumpen die beliebteste erneuerbare Heiztechnologie der ÖsterreicherInnen: sie schätzen nicht nur die günstigen Betriebskosten, sondern auch ökologische Vorteile, die Sauberkeit und den hohen Komfort gegenüber anderen Verbrennungstechnologien.

1.2. Zahlen des Inlandsmarktes Österreich

Mit 38.583 Stück verkauften Wärmepumpen wurde im Österreichischen Inlandsmarkt im Jahr 2021 wieder ein neuer Rekordabsatz erreicht. Davon entfallen 31.011 auf Heizungswärmepumpen, 7.343 auf Brauchwasserwärmepumpen sowie 173 auf Wohnraumlüftungswärmepumpen. Diese beeindruckende Zahl bedeutet ein Fortschreiten des Trends, der über die letzten Jahre immer deutlicher zu sehen war. Die Wärmepumpe ist das führende Heizungssystem im Neubau, mit starkem Wachstum auch in der Sanierung.

Abbildung 1: Entwicklung der Wärmepumpen-Verkaufszahlen (Inlandsmarkt) von 2011 bis 2021

„Besonders freut mich, dass sich die Wärmepumpe nun auch in der Sanierung immer mehr durchgesetzt hat. Beim Verband schätzen wir, dass bereits 40 % des Wärmepumpe-Absatzes von der Sanierung alter Heizungen kommt. Hier konnten wir durch beständige Aufklärung alte und längst überholte Mythen rund um die Sanierung mit Wärmepumpen entkräften. Moderne Wärmepumpen sind auch in Verbindung mit Heizkörpern einsetzbar und sorgen auch in dieser Kombination effizient und zuverlässig für angenehme Temperaturen“, erklärt Richard Freimüller, Präsident des Verbands Wärmepumpe Austria.

Abbildung 2: Jahresvergleich der verschiedene Quellen aus den Quartalszahlen

1.3. Im Aufwind: der Einsatz von Großwärmepumpen

Aber auch abseits des klassischen Anwendungsbereichs zeigt die Wärmepumpe, dass ihre Einsatzgebiete und Bandbreite immer größer werden. 56 Wärmepumpen wurden im Jahr 2021 im Bereich Hochtemperaturanwendung / Industrie installiert. Diese projektspezifisch gebauten Wärmepumpen können mittlerweile Wärme bis zu 160 Grad erzeugen, und erreichen damit Temperaturbereiche, die Anwendungen in verschiedensten Industrieprozessen ermöglichen.

Weiter angetrieben durch die Notwendigkeit des Ausstiegs aus fossilen Rohstoffen und die Gaskrise im Zuge des Ukrainekrieges sehen sich immer mehr Industrie- und Gewerbebetriebe nach Alternativen zu Gas als Energiequelle um. In immer mehr Fällen kommt die Wärmepumpe als hocheffizienter Wärmeerzeuger zum Einsatz. Beispielhaft sei hier das österreichische Forschungsprojekt DryFiciency genannt, in Zuge dessen Wärmepumpen beim Stärkeproduzenten Agrana und beim Ziegelhersteller Wienerberger erfolgreich für Trocknungsprozesse eingesetzt werden.

Über 37 % der im Gewerbe und Industrie benötigten Energie in der EU könnten hocheffizient mittels Wärmepumpen bereitgestellt werden.

1.4. Förderungen: Rahmenbedingungen korrigieren, Benachteiligungen vermeiden

Unverständnis äußert Präsident Freimüller über Einschränkungen bei der eingeführten Förderaktion „Sauber Heizen für alle“. Bei dieser Förderung werden einkommensschwache Haushalte bei einem Heizkesseltausch mit bis zu 100 % gefördert. „Für mich ist es unverständlich, dass im Zuge dieser Förderaktion ausschließlich Wärmepumpen mit einem GWP kleiner 1.500 gefördert werden. Diese Einschränkung hat wesentliche negative Auswirkungen auf die Zielerreichung, sowohl in der Verfügbarkeit, als auch in der Effizienz und der Qualität der Produkte. Durch diesen Ausschluss eines großen Teiles der am Markt verfügbaren Wärmepumpen von diesem wichtigen und sinnvollen Förderprogramm wird die Erreichung der Klimaziele sabotiert und es ist unsozial und ungerecht gegenüber den Förderungswerbern“, so Richard Freimüller.

2. Wärmepumpen in Österreich – Schlüsseltechnologie der Klima- und Energiestrategie

Wärmepumpen sind ein wichtiger Baustein zur Erreichung der österreichischen Klimaziele. Sie nutzen die kostenlose Umgebungswärme aus verschiedensten Wärmequellen (Luft, Grundwasser, Erdwärme, Abwasser, Abwärme etc.). Die Wärmepumpe arbeitet hocheffizient: Sie holt drei- bis viermal so viel Energie aus der gratis verfügbaren Umweltwärme heraus, als sie für den Betrieb benötigt. Die Wärmepumpe arbeitet darüber hinaus vollkommen emissionsfrei und verringert so die Feinstaub- und Stickoxidbelastung in Wohngebieten. Als einziges Heizsystem erlaubt die Wärmepumpe die Kühlung von Gebäuden, indem der Heizkreislauf umgekehrt wird und dem Gebäude damit Wärme entzogen werden kann. Erdwärme- und Grundwasser-Wärmepumpen können mit einer passiven Kühlung nahezu ohne Energieaufwand kühlen. Als Bestandteil der Sektorenkopplung sind Wärmepumpen flexible und steuerbare Stromabnehmer und Schnittstelle zur thermischen Speicherung von elektrischer Energie.

Abbildung 3: Prozentuelle Verteilung der Quellen

2.1 Der Weg zur Klimaneutralität = Senkung der CO2 Emissionen

Klimaneutralität braucht alle Anstrengungen, um die verschiedenen energieintensiven Sektoren zu dekarbonisieren. Speziell im Industrie- und Gebäudesektor können Wärmepumpen einen großen Beitrag zur Effizienzsteigerung sowie dem Ausbau erneuerbarer Wärme leisten und zusätzlich als wichtige Ausgleichs- und Speichertechnologie im Bereich der Sektorenkoppelung von Strom und Wärme fungieren.

2.2 Rasches Handeln und viel zu tun

Unsere Antwort auf die Klimakrise ist rasches Handeln, besser und vor allem schneller werden, um die Senkung der CO2 Emissionen bis hin zur Klimaneutralität 2040, oder früher, zu erreichen. Klimaneutralität braucht im Gebäudesektor eine Verdopplung der Wärmepumpenanlagen von 30.000 installierten Heizungswärmepumpen auf 60.000 installierte Wärmepumpenheizungsanlagen bis 2025.

Nachfolgend kurz zusammen gefasst wesentlichen Punkte, welche rasch und konsequent geändert werden müssen, um unsere gemeinsamen Energie- und Klimaziele zu erreichen! Viele davon können mit geringem Aufwand geändert werden und große Wirkung entfalten.

Um diesen Kurswechsel, von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energieträgen, erfolgreich zu schaffen, fordern wir im Bereich der Förderungen, gesetzlichen Rahmenbedingungen und öffentlichen Information / Kommunikation folgende Änderungen:

2.2.1. Bürokratie und Vorurteile bei Förderungen und Anreizprogrammen abbauen

  • Die Einschränkung der max. Vorlauftemperatur von 40°C bei Wärmepumpen ist zu entfernen oder wie in der EU harmonisiert auf 55°C anzuheben. Derzeit konterkariert diese Anforderung den raschen Austausch von Öl- und Gasheizungen und bremst den Erfolg der Bundesförderung „Raus aus Öl und Gas“ bzw. „Sauberes Heizen“.
  • Das EU-Umweltzeichen ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Die Kriterien im Bereich der Wärmepumpe sind obsolet, da die Produktkategorie Wärmepumpen des EU-Umweltzeichens eingestellt wurde. Darüber hinaus hat sich in Zentraleuropa das EHPA-Wärmepumpen-Gütesiegel als Qualitätskriterium etabliert.
  • Bei allen „hocheffizienten alternativen Energiesystemen“ muss die Verpflichtung zur Errichtung einer Photovoltaikanlage (auch bei Fernwärmeversorgung) ergänzt werden. Es kommt immer wieder zum Einbau-Stopp von Wärmepumpen im geförderten mehrgeschossigen bzw. großvolumigen Wohnbau.
  • Bundesförderung „Raus aus Öl und Gas“: Aufheben der Reduktion von Bundesfördermitteln und der Einschränkungen der Wärmepumpenförderungen abhängig vom verwendeten Kältemittel bzw. GWP-Wert
    Jede Wärmepumpe trägt erheblich zur Reduktion von CO2 Emissionen bei, unabhängig vom eigensetzten Kältemittel, da das Kältemittel in einem hermetisch geschlossenen Kreislauf zirkuliert und nicht in die Umwelt entweichen kann. Technische Gebrechen, bei denen Kältemittel entweichen könnten, bewegen sich erfahrungsgemäß im einstelligen Promillebereich. Daher überwiegt der positive Klimaeffekt des Einsatzes einer Wärmepumpe die Auswirkungen einer äußerst unwahrscheinlichen Leckage um ein Vielfaches.
    Der derzeitige GWP-Grenzwert von 2000 führt durch die Änderungen der Bewertung in den Arbeitsberichten des IPCC zu regelmäßiger Diskussion/Problemen bis hin zum Förderungsausschluss.
  • Bundesförderung „Sauberes Heizen für alle 2022“: Aufheben der Einschränkungen der Wärmepumpenförderungen abhängig des GWP-Wert < 1.500 um gleiche Bedingungen für alle erneuerbaren Systeme zu schaffen.
  • Bundesförderungen für Großwärmepumpen-Anlagen im größeren Leistungsbereich für Wohnbau, Gewerbe, Industrie und Kommunen etc., sind deutlich zu erhöhen. Großwärmepumpen-Anlangen haben deutlich höhere Kosten und der Aufwand, die Fördervoraussetzungen nachzuweisen, ist deutlich höher, als die Förderung selbst. Gleichzeitig mit der Erhöhung der Fördermittel sind die Kriterien zu vereinfachen.
    Der negative Effekt der niedrigen Förderungen verstärkt sich durch die Förderungsmodalitäten in den Bundesländern weiter, da zumeist nur prozentuelle Aufschläge auf die Bundesförderung gegeben werden.

2.2.2 Gesetzliche und normative Rahmenbedingungen

  • Das im Regierungsprogramm vorgesehene Verbot von fossilen Verbrennungstechnologien am Gebäudesektor ist so schnell wie möglich umsetzen und Übergangsfristen sind zu verkürzen. Gleichzeitig mit der aktiven Reduktion der CO2 Emissionen werden auch dringend benötigte Ressourcen bei Installateuren frei.
  • Strom für Betrieb von Wärmepumpen: Steuern und Abgabensenkung bzw. -befreiung zur langfristigen Stabilisierung der Wärme- und Betriebskosten. Benachteiligung von Strom bei der Abgabenlast im Vergleich zu fossilen Energieträgern beenden.
  • Senkung der Steuern und Abgaben auf Strom für den Betrieb von Wärmepumpen und netzdienlicher Betrieb. Durch den Umbau der Energieversorgung (Erneuerbare Erzeuger, Sektorenkoppelung, Speicherpotenziale, usw.) können die Stromkosten für den Endverbraucher auf elektrische Energie niedrig gehalten werden. Wärmepumpen haben dabei die Möglichkeit, netzdienlich zu agieren. So können durch die thermische Trägheit und Wärmespeicherkapazität von Gebäuden stromseitige Nachfrage-Täler gefüllt und Spitzen geglättet werden. Dies erfordert einen raschen Ausbau der „intelligenten“ Strom-Zähler und der Steuerung der Verbraucher. Durch eine Senkung der Abgaben für Strom von netzdienlichen Wärmepumpen können zusätzliche Anreize geschaffen werden.

2.2.3 Öffentliche Information und Kommunikation

  • „klimaaktiv Heizungsmatrix“
    Kontrafaktische, falsche oder veraltete Aussagen in Kundeninformationen sind zu korrigieren! Die „klimaaktiv Heizungsmatrix“ zeigt seit 15 Jahren, dass Wärmepumpen im Gebäudebestand nicht zu empfehlen sind. (https://www.klimaaktiv.at/dam/klimaaktiv/heizungsmatrix/index.html)
  • Berechnungstool „JAZCalc“ einstellen
    Das Berechnungstool „JAZCalc“ von klimaaktiv wurde vor über 10 Jahren zur Berechnung der Jahresarbeitszahlen (JAZ) erstellt und bildet in mehreren Bundesländern die Basis für Förderungen. Es kann die JAZ von drehzahlgeregelten Wärmepumpen nicht richtig berechnen.
    Darüber hinaus bildet seit 2013 die Ökodesign-RL 2009/125/EG und Energy-Labelling-VO 811/2013, bzw. 813/2013 auf der Basis eines Norm-Messverfahrens die entsprechend transparente und nachvollziehbare Vergleichbarkeit der Anlagen mit dem Energy-Label
  • Öffentliche Kommunikation, Kommunikationskanäle und Plattformen sollten auf aktuelle Erkenntnisse, Zahlen und Daten in erster Linie neutral informieren, Fehlinformationen ausräumen und Empfehlungen geben.

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