Im Rahmen ihrer Jahresbilanz-Pressekonferenz erhöht die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) den Druck in Richtung Kreislaufwirtschaft: Pandemie, Krieg und deren wirtschaftliche Auswirkungen durch Versorgungsengpässe, Lieferkettenunterbrechungen oder Teuerungswellen hätten die Grenzen und Verletzbarkeit des traditionellen ökonomischen Systems aufgezeigt. Kreislaufwirtschaft, so ARA Vorstand Harald Hauke, sei die Lösung für langfristige ökonomische und ökologische Stabilität.
Dafür brauche es neben politischen Weichenstellungen mehr Digitalisierung bei Unternehmen und mehr Incentivierung bei den Endkonsument:innen. Mit der Gründung der Digi-Cycle GmbH setzt die ARA dabei den nächsten Schritt in Richtung digitale Lösungen für mehr getrennte Sammlung. Die Bereitschaft der Bevölkerung, diesen Weg mitzugehen, ist jedenfalls ungebrochen: Rund 1,08 Millionen Tonnen gesammelte Verpackungen und Altpapier der österreichischen Haushalte zeigen, dass in Österreich Mülltrennung und Recycling nach wie vor hohe Priorität genießen.
„Wir brauchen einen Paradigmenwechsel – die Zukunft heißt Kreislaufwirtschaft. Ohne sie kein Klimaschutz, ohne sie keine langfristige Stabilität“, betont ARA Vorstand Harald Hauke. Politik und Verwaltung seien gefordert, über Partikularinteressen hinauszublicken und dieses große Ziel im Auge zu behalten.
„Für die Europäische Union ist Kreislaufwirtschaft ein Schlüsselbereich für Ressourcenschonung, Rohstoffsicherung und Klimaschutz. Die wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen der letzten Monate können leicht dazu führen, dass andere Themen als Nachhaltigkeit in den Vordergrund treten. Verständlich, aber wir dürfen die zentrale Herausforderung Klimaschutz nicht vergessen. Verpackungsrecycling leistet dafür einen wichtigen Beitrag. Wir begleiten Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Phasen auf ihrem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Auf die ARA ist Verlass, wir wissen, wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft funktionieren“, so ARA Vorstand Christoph Scharff.
„Unser aktuelles Wirtschaftssystem verändert das Klima noch schneller als gedacht, wie aus kürzlich veröffentlichten Prognosen hervorgeht. Deswegen ist es unsere Aufgabe, die Kreislaufwirtschaft noch stärker voranzutreiben“, sagt ARA Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Berger. Die ARA agiert dabei mit mehr als 70% Marktanteil und fast 30 Jahren Erfahrung als Expertin und Innovationsführerin für eine zirkuläre Wirtschaft. So konnten die über 15.000 Kund:innen durch die Entpflichtung ihrer Verpackungen bei der ARA im Jahr 2021 mehr als 530.000 Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht in etwa der CO2-Menge, die in 270.000 100-jährigen Fichten gespeichert ist. Auch die Verpackungssammlung der österreichischen Haushalte blieb auf einem Top-Niveau. Rund 615.617 Tonnen Papier (0,2%), 253.690 Tonnen Glas (-1,6%), 180.299 Tonnen Leichtverpackungen (-0,1%) und 31.784 Tonnen Metall (-2,3%) wurden trotz der Covid-Pandemie getrennt gesammelt.
Dreimal C für den Klimaschutz
Ohne Kreislaufwirtschaft ist kein Klimaschutz möglich – so lautet die zentrale Botschaft der ARA. Dafür hat sie drei Richtungen definiert, die wirtschaftlich, gesamtgesellschaftlich und bei den Endkonsument:innen ansetzen: Circular Economy, Community und Convenience. So unterstützt die ARA Unternehmen in ihren Transformationsprozessen mittels Circular Design, digitalisiertem Stoffstrommanagement oder Nachhaltigkeitskommunikation und bietet mit kostenlosen Webinaren rechtliche Orientierung im Regulierungsdschungel an. Verstärkt werden diese Aktivitäten durch Bewusstseinskampagnen und Sozialforschungen, um die Sammelmotivation der Bürger:innen zu steigern. Die Maßnahmen wirken: Bereits jetzt erachten 96% der Österreicher:innen die Mülltrennung als sehr wichtig. „Unser Ziel ist es, jede Verpackung zurück in den Kreislauf zu holen. Dafür wollen wir das Bewusstsein weiter stärken und allen Bürger:innen die Verpackung als Ressource näherbringen. Denn ohne Kreislaufwirtschaft wird es keinen wirksamen Klimaschutz geben. Dafür braucht es Circular Economy als wirtschaftlichen Rahmen, eine Community, die gemeinsam am Wandel arbeitet und mehr Convenience, um die Transformation bequem zu realisieren“, so Hauke.
Die EU-Recyclingziele 2025 bedeuten für Österreich unter anderem, das Recycling von Kunststoffverpackungen in den nächsten drei Jahren verdoppeln zu müssen. „Die ARA setzt auf Convenience – einfache und bequeme Sammelsysteme – und Unterstützung aus der Verhaltensökonomie durch digitale Incentivierung. Damit wollen wir die Sammelmengen vor allem in der Zielgruppe 16–35 Jahre steigern und Littering – Müll im öffentlichen Raum – vermeiden“, erklärt Scharff.
Neue digitale Lösung für Recycling
Die ARA setzt mit der Gründung der Digi-Cycle GmbH einen solchen strategischen Schritt in Richtung Convenience. Der Gedanke dahinter: Korrekte Mülltrennung lässt sich einfach und bequem digital erfassen und wird belohnt. Der Start erfolgte bereits im Jahr 2021 mit einer App im Pilotversuch; ab Jänner 2023 folgt nun ein Recyclingguide für Konsument:innen. Dieser bietet im Hinblick auf die österreichweite Vereinheitlichung der Sammlung 2023 (Sammlung aller Kunststoffverpackungen) bzw. 2025 (gemeinsame Sammlung von Kunststoff- und Metallverpackungen) eine Anleitung für korrektes Mülltrennen.
Im nächsten Schritt wird die App um Incentivierung für die breite Öffentlichkeit erweitert. User:innen können dann nach Download der App an der Verpackung sowie an Sammelbehältern angebrachte Barcodes scannen und nach fachgerechter Entsorgung Prämien kassieren. Zahlreiche Markenartikel- und Handelsunternehmen sind bereits mit an Bord und werden in den nächsten Wochen bekanntgegeben. Digi-Cycle nutzt das vorhandene Sammelsystem mit 1,9 Millionen Sammelbehältern für die Sammlung und weitere 1,8 Millionen Haushalte, die an die Sammlung mit dem Gelben Sack angeschlossen sind.
Hauke abschließend: „Am Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft müssen wir gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen. Für den Klimaschutz brauchen wir den Willen zur Veränderung, sowie die Investitions- und Innovationskraft aller: Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.“
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