Der Klimawandel setzt Österreichs Wälder unter Druck und begünstigt die Ausbreitung der Borkenkäfer. Das zeigt die Waldbilanz der Österreichischen Bundesforste für 2022. Die Schadholzmenge lag zuletzt leicht unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt stellen die ÖBF rund 12 Mio. Euro für einen klimafitten „Wald der Zukunft“ zur Verfügung.
Wien/Purkersdorf (OTS) – Der Klimawandel gönnt den Wäldern keine Verschnaufpause: Erneut bestimmten Wetterextreme und der Borkenkäfer das vergangene Waldjahr. Sowohl im Tiefland als auch in den Bergen war 2022 eines der wärmsten Jahre und an einigen ZAMG-Wetterstationen verzeichnete man sogar das wärmste Jahr in der 256-jährigen Messgeschichte. „Ein Jahr mit Temperaturrekorden jagt das nächste. Hitze und anhaltende Trockenheit während der Vegetationszeit setzen dem Wald zu und schwächen die Abwehrfähigkeit der Bäume gegen Attacken von Waldschädlingen wie dem Borkenkäfer“, so Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Die Zahl der Tage über 30 Grad pro Jahr hat sich in Österreich in den letzten Jahrzehnten mittlerweile verdoppelt bis verdreifacht. „Glücklicherweise blieben 2022 größere Sturmereignisse aus und die Schadholzmenge in ÖBf-Wäldern ging im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 10 % zurück. Rund 940.000 Erntefestmeter waren 2022 Schadholz, das entspricht rund 50 % der gesamten Holzerntemenge (2021: 59 %)“, berichtet Gruber. Grund dafür ist vor allem ein Anstieg des Borkenkäferholzes, der regional konzentriert in Forstrevieren in der Obersteiermark und im südlichen Niederösterreich sowie im Kärntner Mölltal (Grenze zu Osttirol) zu Herausforderungen führte. Von den rund 670.000 Festmetern Käferholz fielen rund 40 % auf nur etwa 10 % der gesamten ÖBf-Waldfläche an. Weitere rund 50.000 Festmeter sind auf Schneebruch zurückzuführen, durch Windwürfe fielen etwa 150.000 Festmeter Schadholz an.
Borkenkäfermonitoring und -bekämpfung läuft österreichweit auf Hochtouren
Durch den Klimawandel hat sich Österreichs größter Waldschädling bereits bis zur Waldgrenze auf rund 2.000 Meter Seehöhe ausgebreitet. In manchen Regionen können die aufgrund von Trockenheit gestressten Bäume dem Schädling kaum Gegenwehr leisten. Zudem begünstigen die wärmeren Temperaturen die Vermehrung und Entwicklung neuer Käferpopulationen. „Rasches Handeln und umfassende Vorsorge sind daher das Um und Auf bei der Bekämpfung des Borkenkäfers. Deshalb haben die Bundesforste ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Früherkennung entwickelt“, berichtet Gruber. Denn hat sich der Käfer einmal in die Rinde eingebohrt und seine Larven dort abgelegt, hilft nur mehr ein rascher Abtransport der befallenen Bäume aus dem Wald. Daher werden regelmäßig in allen ÖBf-Forstrevieren in ganz Österreich die Bäume vom Revierpersonal besonders genau auf Käferbefall kontrolliert, um frisches Bohrmehl und Bohrlöcher frühzeitig zu erkennen. In schwer zugänglichen Gebieten werden Drohnen eingesetzt. Darüber hinaus wurden 2022 rund 1.000 mit Lockstoffen bestückte Fallen, sogenannte Schlitzfallen, aufgestellt, um den Schwärmflug und die Populationsentwicklung zu beobachten sowie rund 9.600 Fangbäume ausgelegt, um die ersten schwärmenden Käfer zu fangen.
Rund 12 Millionen Euro für klimafitte Wälder
Die Folgen des Klimawandels und die Schadereignisse hinterlassen auch in der Bilanz ihre Spuren. „In der Klimakrise sind vitale und gesunde Wälder wichtiger denn je. Daher werden wir weiter konsequent den Waldumbau vorantreiben und die Bestände klimafit machen. 2022 flossen rund 12 Millionen Euro in die Waldpflege, davon allein rund 4,6 Millionen Euro in Käferprävention und -bekämpfung“, so Georg Schöppl, ÖBf-Vorstandssprecher und Vorstand für Finanzen und Immobilien. Zusätzlich wenden wir rund 4,5 Millionen Euro für den Erhalt der Schutzwälder sowie die Wiederherstellung der Schutzleistung über die gesetzlichen Vorgaben hinaus auf.
Insgesamt beträgt die Waldschadensbilanz 2022 – vorrangig verursacht durch den Klimawandel – rund 28 Millionen Euro. „Positiv war, dass der Markt die Schadholzmengen gut aufnehmen konnte und die Holzlager über das Jahr auf stabilem Niveau gehalten werden konnten“, ergänzt Schöppl.
Waldumbau schreitet voran: Wald der Zukunft wird bunter und artenreicher
Die Bundesforste setzen als größter Waldbesitzer Österreichs seit vielen Jahren auf nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Flächen und machen ihre Wälder schon heute klimafit. Der Wald der Zukunft ist ein bunter Mischwald mit einem Baumarten-Mix, der zum jeweiligen Waldort passt. Ökologie und Ökonomie gehen dabei Hand in Hand.
In niederen Lagen und an trockenen Standorten wird die Fichte als bestandsbildende Art langfristig ausfallen. In höheren Lagen gilt es vor allem, die Wälder vor Witterungsextremen und Käferbefall zu schützen. Erste Schritte wurden in den letzten Jahren bereits erfolgreich umgesetzt: So wurde eine stärkere Durchmischung der Baumarten in jüngeren Wäldern erreicht und unter anderem auch der Anteil der Weiß-Tannen erhöht. Weiß-Tannen kommen auch in Trockenperioden mit ihren tief reichenden Wurzeln noch an Wasser und Nährstoffe heran.
„Wir nehmen unsere Verantwortung für den Wald sehr ernst. Daher unternehmen wir seit vielen Jahren alles, um ihn durch nachhaltige Bewirtschaftung und langfristige Strategien klimafit zu machen. Denn wir brauchen den Wald – unter anderem als Speicher von CO2, als Schutz vor Naturgefahren, als wichtigen Lieferanten des Rohstoffs Holz und als Lebensraum. Nur ein nachhaltig bewirtschafteter Wald kann den vielen Ansprüchen gerecht werden, die wir als Gesellschaft an den Wald der Zukunft stellen“, so Schöppl abschließend.