Im Spannungsfeld von Klimakrise, hohen Energiekosten und Holzboom ergab die positive Entwicklung aller vier Geschäftsbereiche der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf AG) für das Jahr 2022 eine Rekordbilanz. „Die starke Nachfrage nach dem Rohstoff Holz in allen Segmenten und ein guter Holzpreis brachten unseren Kernbereich Forst/Holz erfreulicherweise wieder deutlich in die Gewinnzone. Dazu zeigt sich, dass sich unsere über Jahre konsequent verfolgte Strategie zum Ausbau der nicht-forstlichen Geschäftsfelder bezahlt macht: Die Bereiche Immobilien und Erneuerbare Energie erzielten erneut sehr gute Ergebnisse und sichern das Unternehmen nachhaltig gegenüber dem volatilen Holzgeschäft ab“, berichtet Georg Schöppl, ÖBf-Vorstandssprecher und Vorstand für Finanzen und Immobilien anlässlich der Bilanzpräsentation.
„Wir freuen uns über das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Es ist die Basis dafür, um den dringend notwendigen Umbau hin zu einem klimafitten Mischwald weiter voranzutreiben. Zudem ermöglicht es uns, mit dem Ausbau der Wind- und Wasserkraft weiter kräftig in die Energiewende sowie in die nachhaltige Entwicklung von Immobilienprojekten zu investieren“, so Schöppl.
2022 erreichte die Betriebsleistung der ÖBf-Gruppe 323 Mio. Euro, das entspricht einem Plus von 28,3 % gegenüber dem Vorjahr (251,7 Mio. Euro). Der Gewinn vor Steuern (EBT) konnte gegenüber 2021 mehr als verdoppelt werden und stieg von 27,1 Mio. Euro auf 55,2 Mio. Euro (+ 103,7 %). Auch das EBIT ist mit 55,7 Mio. Euro mehr als doppelt so hoch wie im Jahr zuvor (27,6 Mio. Euro, +101,8 %) und das EBITDA verzeichnet mit einem Plus von 73,6 % auf 68,9 Mio. Euro ebenfalls eine kräftige Steigerung (2021: 39,7 Mio. Euro).
„Die Klimakrise und ihre Auswirkungen gönnen den Wäldern keine Verschnaufpause. Sie bleiben die größte Herausforderung für das Naturunternehmen der Republik. Rund die Hälfte der gesamten Holzerntemenge bzw. rund 940.000 Erntefestmeter waren 2022 Schadholz, 670.000 Festmeter davon gingen auf das Konto des Borkenkäfers“, erklärt Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Die Schadholzmenge ist zwar 2022 etwas geringer als in den Vorjahren, liegt aber immer noch auf hohem Niveau. Die Waldschadensbilanz, verursacht vor allem durch den Klimawandel, betrug rund 28 Mio. Euro. „Die Klimakrise kostet uns jährlich sehr viel Geld, das erst wieder verdient werden muss. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich das in absehbarer Zeit ändert. Umso mehr brauchen wir die guten Erlöse im Holzbereich und in den anderen Geschäftsbereichen, um den Umbau zu klimafitten Wäldern weiter voranzutreiben, die Borkenkäferplage einzudämmen und die für Österreich besonders wichtigen Schutzwälder zu erhalten“, so Gruber. Die Bundesforste betreiben laufend Waldpflege für gesunde und stabile Wälder. 2022 lagen die Aufwendungen dafür bei über 12 Mio. Euro, knapp 5 Mio. Euro dafür gingen in die Borkenkäferbekämpfung.
Kernbereich Forst/Holz wieder deutlich in der Gewinnzone
Nach herausfordernden Jahren kam der ÖBf-Kernbereich Forst/Holz 2022 wieder deutlich in die Gewinnzone. Nachdem im Vorjahr zwar die Trendumkehr eingeleitet, das Ergebnis des Geschäftsbereichs aber noch knapp negativ war, ist der Gewinnbalken trotz der merklichen Auswirkungen der Klimakrise in den Wäldern und deutlich höherer Holzernte- und Frachtkosten aufgrund gestiegener Energiepreise nun mit einem Ergebnisbeitrag von 18,4 Mio. Euro wieder klar im grünen Bereich. Die Betriebsleistung konnte um 41,2 % auf 220,0 Mio. Euro – und damit auf so viel wie nie zuvor – gesteigert werden (2021: 155,8 Mio. Euro).
Die Rundholzmärkte haben sich nach einigen schwierigen Jahren sehr positiv entwickelt: Im ersten Halbjahr 2022 trafen volle Auftragsbücher der Sägeindustrie auf geringe Lagerstände bei Rundholz. Die erhöhte Nachfrage führte zu deutlichen Steigerungen bei den Holzpreisen quer durch alle Segmente. Der durchschnittliche Holzpreis lag bei den Bundesforsten im Berichtsjahr bei 87,9 Euro pro Festmeter. „Wirtschaftlich ist eine solche Situation natürlich verlockend. Trotz des Holzbooms blieben wir aber unserem Credo treu und haben den nachhaltigen Kurs bei der Holzernte mit 1,9 Mio. Festmetern beibehalten. Damit liegen wir zwar leicht über Plan, entnehmen aber immer noch weniger als wieder nachwächst. Grund für die leichte Steigerung sind unter anderem die zusätzlich notwendigen forstlichen Maßnahmen zur Stabilisierung der Wälder“, beschreibt Gruber.
Investitionspotenzial für Erneuerbare Energie: Mehr als 200 Mio. Euro bis 2030
Das Jahr 2022 verlief auch im Geschäftsbereich Erneuerbare Energie sehr positiv. „Der Geschäftsbereich Erneuerbare Energie entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Eckpfeiler des Gesamtergebnisses, Tendenz weiter steigend“, freut sich Schöppl. „Wir konnten die Produktion in der Wasserkraft weiter erhöhen und auch mit Biomasse mehr grüne Energie bereitstellen. Zum anderen wirkten sich die höheren Energiepreise positiv aus.“ Die Betriebsleistung des Bereichs Erneuerbare Energie stieg auf 24,6 Mio. Euro (2021: 16,9 Mio. Euro), das ist ein Plus von 45,6 %. Die Bundesforste betreiben bereits neun Wasserkraftwerke, einen Windpark und sind am Holzbiomassekraftwerk Wien Simmering beteiligt (ÖBf: 33,3 %, Wien Energie 66,6 %). Die Gesamtproduktion an Strom lag 2022 bei rund 316 GWh (2021: 278 GWh), das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 90.000 Haushalten* und einer CO2-Einsparung von rund 312.000 Tonnen**.
„Wir setzen unser Engagement für die Energiewende auch in den nächsten Jahren fort. Vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen besteht bis 2030 das Potenzial für Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien von mehr als 200 Millionen Euro. Insgesamt sehen wir damit die Möglichkeit von zusätzlich rund 500 Gigawattstunden bis 2030, den größten Teil davon aus Windkraft, die wir als effizienteste Form der erneuerbaren Energiegewinnung betrachten“, so Schöppl. Das aktuellste Projekt ist die Erweiterung des Windparks Pretul in der Steiermark um vier Windenergieanlagen. Ihre bereits gewonnene Expertise rund um ökologisch nachhaltige Windprojekte im Alpenraum bringen die Bundesforste auch in weitere Vorhaben ein, wie sie z. B. in Salzburg und Oberösterreich in Kooperation mit den Landesenergieversorgern geplant sind. Darüber hinaus ist ein weiteres Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 30 GWh in Tirol in Einreichung.
Rund 100 Mio. Euro für nachhaltige Immobilienprojekte bis 2030
Den stärksten Beitrag zum Unternehmenserfolg leistete auch 2022 der Geschäftsbereich Immobilien. „Während der Kernbereich Forst/Holz in den letzten Jahren großen Schwankungen ausgesetzt war, hat sich der Bereich Immobilien linear nach oben entwickelt und den Erfolg des Unternehmens abgesichert“, so Georg Schöppl. „Wir konnten einen neuerlichen Ergebnisrekord verzeichnen. Die Betriebsleistung ist um weitere 5 % auf 57,1 Millionen Euro gewachsen (2021: 54,4 Mio.). Damit haben wir kontinuierlich ansteigende Erlöse, um mehr als das Vierfache seit der Gründung 1997“, erklärt Schöppl. Unter anderem entwickelte sich das Geschäftsfeld Baurechte sehr erfolgreich weiter. „Die Nachfrage nach Baurechten ist weiterhin hoch. Mittlerweile haben wir über 630 Verträge abgeschlossen und konnten die Erlöse nochmals um rund 8 % gegenüber dem Vorjahr auf 4,6 Millionen Euro steigern“, so Schöppl.
„Das sehr gute Gesamtergebnis ermöglicht uns, bis 2030 rund 100 Millionen Euro in weitere nachhaltige Immo-Projekte zu investieren und das Unternehmen in Zeiten der Klimakrise stabil und erfolgreich zu halten“, erklärt Georg Schöppl. „Wo auch immer es möglich ist, entwickeln wir unsere Immobilien selbst. Damit bewahren wir die bestehende Substanz und heben gleichzeitig die Wertschöpfung“, so Schöppl. Bis dato wurden 26 Projekte mit einer Wohnnutzfläche von rund 5.000 m² realisiert. Das jüngste und bisher größte Projekt entsteht – vorbehaltlich der Bewilligungen – im Zentrum von Gablitz im Wienerwald (NÖ) in Massivholzbauweise mit 52 Mietwohnungen und einer Wohnnutzfläche von rund 3.300 m². In Tenneck (Sbg) ist ein Wohnpark mit fünf Gebäuden in Bau und im Zentrum von Tamsweg (Sbg) befindet sich ein Bauprojekt mit Mietwohnungen, Büros und Geschäftsflächen in Planung.
Kontinuierliche Entwicklung bei Dienstleistungen
Die Betriebsleistung im Geschäftsbereich Dienstleistungen war mit 15,3 Mio. Euro etwas höher als im Vorjahr (15,0 Mio. Euro), auch hier ist somit ein positiver Beitrag zum Gesamtergebnis zu verzeichnen. Die Bundesforste sind mit ihrer Dienstleistungssparte ein verlässlicher Partner für große Infrastruktur-Unternehmen wie z. B. die ASFINAG, ÖBB oder Austrian Power Grid (APG). Die Bandbreite an Services umfasst Forschungsprojekte, die Bewirtschaftung von Bahnbegleitwäldern, Baumsicherheitskontrollen und die Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen. Zudem bewirtschaften die ÖBf mehr als 18.000 Hektar für private oder kommunale Waldbesitzer*innen. Allein nur mit dieser Leistung wären sie unter den zehn größten heimischen Waldeigentümern.
Ausblick 2023
„Die wirtschaftlichen, ökologischen und geopolitischen Herausforderungen werden nicht kleiner. Unser Ansatz ist es daher, in nachhaltigen Lösungen zu denken: Wir arbeiten weiter mit aller Kraft für den Klimaschutz, vor allem an unserem Jahrhundertprojekt ‚Wald der Zukunft‘, dem Umbau unserer Wälder hin zu artenreichen, klimafitten und naturnah bewirtschafteten Mischwäldern. Außerdem bekräftigen wir unser Engagement für die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien durch Rekordinvestitionen in Wind- und Wasserkraft. Die Basis dafür ist der nachhaltige wirtschaftliche Erfolg, denn damit werden diese Investitionen möglich. Für 2023 sind wir – abhängig von Wetterkapriolen, Energie- und politischen Krisen – grundsätzlich optimistisch und erwarten eine positive Entwicklung in allen nicht-forstlichen Bereichen sowie auch für unser Kerngeschäft Forst/Holz“, blicken die beiden Bundesforste-Vorstände abschließend auf das laufende Geschäftsjahr.
Über die Österreichische Bundesforste AG
Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf AG) sind das Naturunternehmen Österreichs. Sie pflegen, schützen und bewirtschaften die natürlichen Ressourcen im Eigentum der Republik – Wälder, Seen und Berge. Mit 850.000 Hektar sind die Bundesforste der größte Naturraumbewirtschafter des Landes. 10 % der Staatsfläche, darunter 74 der größeren Seen, und 15 % der Waldfläche sind ihnen anvertraut. Wirtschaftlich agiert das Unternehmen in den Geschäftsfeldern Forst- und Holzwirtschaft, Jagd- und Fischerei, Immobilien, Dienstleistungen und Erneuerbare Energie.
Das zentrale Leitprinzip dabei ist die Nachhaltigkeit: Der Natur wird nicht mehr entnommen als wieder nachwächst, ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen werden laufend bewertet und bestmöglich ausgeglichen. Den Herausforderungen der Klimakrise begegnen die Bundesforste mit einer aktiven Waldbewirtschaftung unter dem Motto „Wald der Zukunft“. Denn ein nachhaltig bewirtschafteter Wald ist den künftigen ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen gewachsen.
Die ÖBf AG beschäftigte im Jahr 2022 österreichweit durchschnittlich 977 Mitarbeiter*innen (umgerechnet auf Vollzeitäquivalente). Sitz der Unternehmensleitung ist Purkersdorf im Wienerwald (NÖ).
* auf Basis 3.500 kWh pro durchschnittlichem Haushalt pro Jahr
** auf Basis 882 g/kWh