Bio-Anteil im Sprit als Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele 2030

Bild: ÖAMTC-Studie Biogene Kraftstoffe © ÖAMTC, APA-Fotoservice, Leitner

Am 30. Juni 2024 endet die Frist für die Vorlage des endgültigen Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) an die EU-Kommission. Bis dahin muss die Regierung Maßnahmen definieren, wie Österreich bis 2030 seine Treibhausgas-Emissionen um fast die Hälfte reduzieren will. Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung: „Der NEKP stellt im Verkehrssektor die Weichen für mindestens ein Jahrzehnt – die darin festgeschriebenen Maßnahmen sind auch für die kommenden Regierungen bindend. Im Frühjahr 2024 wird also entschieden, ob Mobilität auch in Zukunft ein leistbares, für alle verfügbares Gut bleibt.“

Eine in der verfügbaren Zeit umsetzbare, realistische Lösung für diese Herausforderung zeigt eine vom ÖAMTC in Auftrag gegebene Studie auf, die vom Bioenergieforschungszentrum BEST und vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica erstellt wurde: Neben einer weiteren Stärkung der E-Mobilität ist eine Erhöhung des biogenen Anteils im Kraftstoff der Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele bei gleichzeitigem Erhalt leistbarer Mobilität. „Wenn sich die Elektro-Quote weiterhin positiv entwickelt, müssen wir 2030 nur geringfügig mehr an Bio-Kraftstoffen einsetzen, um das Klimaziel zu schaffen – und wir stellen damit auch sicher, dass alle Österreicher:innen weiter mobil bleiben und sich das auch leisten können“, fasst Wiesinger zusammen. „Wir fordern daher: Erstens muss eine Erhöhung der Biosprit-Beimengung im NEKP verankert werden. Zweitens braucht es einen rechtlich bindenden Zielpfad in Hinblick auf die schrittweise Erhöhung des Bio-Anteils und Art der beizumengenden Kraftstoffe. Und drittens muss der Bio-Anteil von Mineralölsteuer und CO2-Abgabe befreit werden.“

Klimaziele erreichen und Mobilität erhalten – so ist beides möglich

„Autos sind langlebige Güter: Auch wenn 2030 die meisten neuzugelassenen Fahrzeuge elektrisch sind, wird der Anteil an Verbrennern weiterhin überwiegen. Und genau für diesen Bestand braucht es eine ökonomisch tragfähige und ökologisch nachhaltige Lösung“, erklärt Christian Helmenstein, Geschäftsführer von Economica. In der Studie geht das Wirtschaftsforschungsinstitut davon aus, dass bis 2030 rund 1,1 Millionen Elektro-Autos in Österreich zugelassen sind. Zusätzlich wurde angenommen, dass der Tanktourismus, der laut Umweltbundesamt bereits stark rückläufig ist, bis 2030 komplett wegfällt.Dina Bacovsky, Unit Head Biofuels bei BEST, erläutert: „Wird dann die Beimischung der biogenen Anteile im Sprit von aktuell zehn Prozent bei Benzin bzw. sieben Prozent bei Diesel auf einheitlich 13,5 Prozent erhöht, ist bis 2030 ein Rückgang der Treibhausgas-Emissionen im Straßenverkehr auf 12,4 Millionen Tonnen zu erwarten. Diese Reduktion entspricht einem Minus von 49,6 Prozent – das österreichische Klimaziel für den Verkehrssektor wäre damit sogar übertroffen.“

Nur geringe Mengen zusätzlicher Bio-Kraftstoffe benötigt – Herstellung ist streng reguliert

Eine Frage, die im Zusammenhang mit der Erhöhung der Beimischung immer wieder aufkommt, richtet sich nach den dafür notwendigen Rohstoffen. Hierzu erklärt Bacovsky: „Der sukzessive Wegfall des Tanktourismus und die steigende Anzahl an E-Autos führt zu einem Rückgang des Kraftstoffbedarfs in Österreich. In Kombination mit der bereits jetzt vorhandenen Beimischung bedeutet das, dass die Gesamtmenge an Bio-Kraftstoffen lediglich um sieben Prozent steigen muss, um die skizzierte Erhöhung auf jeweils 13,5 Prozent zu erreichen.“In Hinblick auf die erforderlichen Rohstoffe verweist Bacovsky auf bestehende Regulierungen: Die Verwendung von Palmöl ist für eine Zertifizierung als Bio-Kraftstoff ausgeschlossen. Vorrangig müssen Biokraftstoffe aus Reststoffen wie Altspeiseöl, Holzreststoffen oder Braunlauge produziert werden. Diese stehen nicht in Konkurrenz mit der Produktion von Lebens- oder Futtermitteln. „Für die zusätzliche Beimengung kommt im Falle von Diesel beispielsweise hydriertes Pflanzenöl oder synthetischer Diesel in Frage. Der Vorteil: Ein Nebenprodukt der Produktion ist Bio-Naphtha, das sich wiederum als Beimischung zu E10-Benzin eignet“, erklärt Dina Bacovsky.Klar ist auch, dass dieser Weg nicht völlig ohne Auswirkung auf die Preise an den Zapfsäulen bleiben kann. Helmenstein: „Unsere Studie zeigt, dass im Zuge einer höheren Bio-Beimengung Diesel bis 2030 um neun Cent, Benzin um vier Cent pro Liter teurer werden. Das allerdings nicht auf einen Schlag, sondern im Zuge allmählicher Preissteigerungen ab 2026 für Diesel und ab 2028 für Benzin. Zum Vergleich: Allein 2023 mussten wir einen Preisaufschlag von rund vier Cent pro Liter durch die zusätzliche CO2-Bepreisung hinnehmen. Dagegen sind die prognostizierten Anstiege durch die erhöhte Beimengung überaus moderat.“Bernhard Wiesinger stellt abschließend klar „Als Mobilitätsclub mit 2,5 Millionen Mitgliedern ist es uns ein Anliegen, die Klimaziele einzuhalten. Es muss aber auch sichergestellt sein, dass die Menschen weiterhin mobil sein können und dass Mobilität leistbar bleibt.“

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