Wien Energie nutzt künftig die Abwärme des Rechenzentrums von Interxion für die Beheizung der Klinik Floridsdorf in Wien. Mit diesem Konzept werden 50 bis 70 Prozent des Wärmebedarfs des Spitals gedeckt. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2023 geplant. Innovative Abwärme-Nutzung bringt Wien weiter am Weg zur Klimaneutralität und aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern: Das Rechenzentrum von Interxion wird künftig die Klinik Floridsdorf beheizen. Wien Energie errichtet dafür eine Wärmepumpenanlage, die an der Kühlanlage des Rechenzentrums angeschlossen wird. Die Anlage „recycelt“ überschüssige Wärme aus den Serverräumen effizient und wandelt diese in Fernwärme für die Klinik um. „Die Abwärme, die ein Rechenzentrum erzeugt, stellt die Wärmeversorgung eines ganzen Spitals sicher. Mit diesem klugen Konzept wird Energie bestmöglich genutzt und wir sparen klimaschädliches Öl und Gas ein. So schaffen wir die Wärmewende“, ist Klimaschutzministerin Leonore Gewessler überzeugt.
In Zukunft werden 50 bis 70 Prozent des Wärmebedarfs der Klinik durch die Abwärme des Rechenzentrums durch die neue Anlage von Wien Energie gedeckt. Das Rechenzentrum von Interxion ist nur wenige hundert Meter von der Klinik Floridsdorf entfernt. Über eine eigene Verbindungsleitung wird das modernste Spital Österreichs direkt mit lokaler Wärme aus Floridsdorf versorgt. „Das ist nachbarschaftliche Zusammenarbeit im Sinne des Klimaschutzes! Hier wird ungenutzte Abwärme zur klimaneutralen Heizung. Die Kooperation ist ein Paradebeispiel dafür, wie wir in einer zukunftsfitten und digitalisierten Stadt wie Wien gemeinsam am Klimaschutz arbeiten“, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker betont die Bedeutung solcher Klimaschutz-Lösungen für die lebenswerteste Stadt der Welt: „Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, um unser Klima zu schützen und unsere CO2-Bilanz zu verbessern. Dazu braucht es nicht nur Programme, sondern auch Mut und Kreativität in der konkreten Umsetzung. Klar ist, dass unser aller Gesundheit auf dem Spiel steht, wenn die Erderwärmung ungehindert weiter voranschreitet. Dieses außergewöhnliche Projekt trägt dazu bei, dass sich die Patient*innen in der Klinik Floridsdorf noch wohler fühlen, gleichzeitig sparen wir so jährlich bis zu 4.000 Tonnen CO2.“
Innovative Abwärme-Konzepte für Wiener Wärmewende
Bis 2040 soll die Wiener Fernwärme vollständig klimaneutral produziert werden. Großes Potential bietet neben Geothermie und Großwärmepumpen die Nutzung von vorhandener Abwärme in der Stadt. „Wir bauen hier eine Grätzl-Heizung für die Klinik Floridsdorf! Energie aus Floridsdorf für Floridsdorf, diese lokale Ressourcennutzung ist das Gebot der Stunde. Dazu nutzen wir die Server-Abwärme von Interxion Österreich, die durch die Kühlung der Anlagen entsteht und machen daraus klimaneutrale Wärme“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Wien Energie errichtet und investiert in eine neue Wärmepumpenanlage, um dieses innovative Abwärme-Konzept umzusetzen. Neben der Versorgung der Klinik Floridsdorf erzeugt Wien Energie zusätzlich Kälte für das Rechenzentrum.
Digitalisierung und Klimaschutz gehen Hand in Hand
Interxion betreibt in Floridsdorf den größten Rechenzentrums-Campus Österreichs. „Unsere Rechenzentren und Datenknotenpunkte sind nicht nur ein wesentlicher Teil des digitalen Rückgrats Österreichs, sondern auch eine der wichtigsten digitalen Drehscheiben in Zentral- und Osteuropa. Diese Kooperation zeigt, dass Digitalisierung und Klimaschutz gut miteinander vereinbar sind, und dass sich durch den Einsatz neuer Technologien sogar vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen, das Klima zu schonen. Mit unserem Rechenzentrum schaffen wir zum einen schnellste Verbindungen und Speicherplatz und generieren zum anderen auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung – durch die effiziente Nutzung unserer Abwärme jetzt auch noch Mehrwert in Form von klimaneutraler Energie hier direkt vor Ort im Bezirk“, erklärt Martin Madlo, Managing Director von Interxion Österreich. Als erstes Colocation-Rechenzentrum Österreichs verfügt Interxion über mehr als 20 Jahre Know-how, um Datacenter so energieeffizient wie möglich zu bauen und zu betreiben. Damit ist der Rechenzentrumsbetreiber der optimale Ansprechpartner für Unternehmen, die ihre Digitalisierungs-Vorhaben wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll umzusetzen wollen.
Klinik Floridsdorf wird noch klimafreundlicher
„Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben im Wiener Gesundheitsverbund schon lange Tradition. Daher freuen wir uns besonders, dass wir nun dieses innovative Projekt gemeinsam mit Interxion und Wien Energie umsetzen werden. Mit der Nutzung der Abwärme können wir künftig bis zu 70 Prozent des Wärmebedarfs der Klinik Floridsdorf abdecken“, freut sich Michael Binder, Medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds. Bei der Klinik Floridsdorf wurde von Beginn an besonderen Wert auf den schonenden Umgang mit Energie und Ressourcen gelegt. Etwa durch die Vermeidung von PVC, den Einsatz der sogenannten Fernkälte, die Nutzung von Regenwasser, den Ausbau des Radwegenetzes rund ums Spital und die Errichtung von 259 Radabstellplätzen am Spitalsgelände. Erst im vergangenen Jahr wurde gemeinsam mit Wien Energie die neu errichtete Photovoltaik-Anlage am Dach der Hochgarage in Betrieb genommen. In Summe werden damit 337 Tonnen jährlich an CO2-Ausstoß eingespart.
Die Klinik Floridsdorf hat, bei einer Heizleistung von 13 Megawatt, einen jährlichen Warmwasserverbrauch von 73.000 Kubikmetern und einen Jahreswärmeverbrauch von 21.361 Kilowattstunden. 90.000 Laufmeter Heizung sind in dem 800-Betten-Spital verbaut und die Klinik Floridsdorf wird im Schnitt an 150 Tagen im Jahr beheizt.
Erste Wärmelieferung 2023 geplant
Seit Herbst 2021 wird an der Planung und Umsetzung des Abwärme-Projekts gearbeitet. Nach dem Bau der Verbindungsleitung zwischen Klinik und Rechenzentrum erfolgt der Anschluss an das Kühlsystems von Interxion. Gleichzeitig errichtet Wien Energie in der Energiezentrale der Klinik Floridsdorf drei Wärmepumpen mit einer Leistung von je ein Megawatt. Die Anlage entzieht dem rund 26°C warmen Kühlwasser die Wärmeenergie und nutzt diese, um die Klinik Floridsdorf mit bis zu 82°C zu heizen. Das abgekühlte Kühlwasser fließt zurück zum Rechenzentrum, wo es wieder zur Kühlung eingesetzt wird. Bereits Mitte 2023 soll die Anlage in Betrieb gehen.
Eckdaten zum Projekt:
- Baubeginn: Herbst 2022
- Fertigstellung: Mitte 2023
- Heizleistung: 3,0 MW
- Kühlleistung: 2,1 MW
- CO2-Einsparung: bis zu 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr
- Investitionen: 3,5 Millionen Euro
- Das Projekt wird aus den Mitteln der Umweltförderung des BMK gefördert
- Begleitforschung im Rahmen der Aspern Smart City Research
(Foto: © Meieregger)