Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der Österreichischen Post die Klimaeffekte von Einkäufen im Online- sowie im stationären Handel analysiert. Darüber hinaus wurden die volkswirtschaftlichen Effekte des nationalen und internationalen Online-Handels untersucht. Das Ergebnis: Eine klimafreundliche Paketzustellung bietet Einsparungspotenziale von Treibhausgas-Emissionen. Greifen die Besteller*innen außerdem auf heimische Online-Händler*innen zurück, entstehen auch positive Effekte für die österreichische Wirtschaft.
„Unsere Szenarien zeigen, dass es im stationären und im Online-Handel viele Möglichkeiten gibt, Treibhausgas-Emissionen einzusparen. Die Schlüsselfaktoren sind Einkaufs- und Retourenfahrten; sie können die Klimabilanz maßgeblich beeinflussen. Im Sinne der Klimabilanz ist ein zielgerichtetes Angebot und eine optimierte Kombination von stationärem und Online-Handel sinnvoll.
“, erläutert Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt.
„E-Commerce ist eine grüne Form des Einkaufens! Die Studie des Umweltbundesamtes bestätigt, was auch andere Untersuchungen schon gezeigt haben, nämlich eine hohe Effizienz des E-Commerce. Durch die konsolidierte Paketzustellung können im Vergleich zum stationären Handel bis zu 56 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Werden Retouren optimiert und der Fuhrpark auf E-Antrieb umgestellt, so wie bei der Post, ist der Hebel noch wesentlich größer.
“, erklärt Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik, Österreichische Post AG.
Online-Handel in der Praxis mit weniger Emissionen
Die Studie unterstreicht, dass der Online-Handel dem stationären Handel in puncto Klimabilanz in den gängigsten Praxisszenarien überlegen ist. Sowohl im ländlichen wie im städtischen Raum als auch bei der Miteinbeziehung von Retouren fallen beim Online-Handel weniger Treibhausgas-Emissionen pro Produkt an als im stationären Handel.
Zur Erstellung des Vergleichs der Umweltauswirkungen hat das Umweltbundesamt alle treibhausgaswirksamen Emissionen und Prozesse berücksichtigt. Vertreter*innen der Elektro-, Bekleidungs- und Buchbranche, die zu den typischen Online-Händler*innen zählen, haben ihrerseits Erfahrungen beigesteuert. Aus der Berechnung von insgesamt 42 Szenarien zeigt sich:
- Die Reduktion von PKW-Fahrten wirkt sich positiv auf die Klimabilanz aus. Der konsolidierte Pakettransport kann die Treibhausgas-Emissionen um bis zu 56 Prozent verringern. So ist zum Beispiel die konsolidierte Zustellung von rund 150 Paketen in einem Pakettransporter durch die Post effizienter als 150 PKW-Einzelfahrten um je ein Produkt zu kaufen.
- Retouren beeinflussen die Klimabilanz maßgeblich. Durch eine Optimierung des Prozesses, wiederverwendbaren Verpackungen und Fahrzeugen mit Alternativen Antriebssystemen können Treibhausgas-Emissionen von Online-Retouren deutlich reduziert werden.
- Transporte mit alternativen Antriebssystemen, wie E-Fahrzeugen, verringern die Treibhausgas-Emissionen im Online-Handel um über 60 Prozent.
Heimischer Online-Handel fördert Wertschöpfung und Arbeitsplätze
Die ökonomische Betrachtung zeigt, dass die durch den Online-Handel entstehende Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich umso höher ausfallen, je größer der Anteil am österreichischen Handel ist. Das bedeutet konkret:
- Fließt die gesamte E-Commerce Nachfrage in den internationalen Online-Handel, wird pro Nachfrageerhöhung um eine Million Euro lediglich ein neuer Arbeitsplatz in Österreich geschaffen. Würde die Nachfrageerhöhung jedoch vollständig an heimische Händler*innen gehen, würden in Österreich sechs neue Arbeitsplätze entstehen.
- Gleiches gilt für die Wertschöpfung: Hier würde sich der Anteil der in Österreich verbleibenden Wertschöpfung fast um den Faktor fünf erhöhen.
Methodik der Studie
Bei der Berechnung von Treibhausgas-Emissionen wurden alle treibhausgaswirksamen Emissionen berücksichtigt und in einem sogenannten CO2-Äquivalent-Emissionen (CO₂e) dargestellt. Als Bezugsgas für die Erfassung anderer Klimagase dient Kohlenstoffdioxid, weitere Gase wie Methan und Stickstoffmonoxid wurden entsprechend ihrer Klimawirksamkeit berücksichtigt. Die Umrechnung erfolgte gemäß den Vorgaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). In der Modellierung werden alle wesentlichen Prozesse berücksichtigt, von der Primärenergie- und Rohstoffgewinnung bis zur genützten Energie und Stoffbereitstellung. Das heißt es werden neben den direkten auch indirekte Emissionen abgebildet, die bei vor- und nachgelagerten Prozessen entstehen.