Gegen den Bodenverbrauch mit Maßnahmen im Finanzausgleich

Foto: Bodenschutz

Bereits seit zwei Jahrzehnten wird über grundlegende Schritte zu einer qualitätsvollen österreichischen Bodenpolitik diskutiert. Bisher scheiterten einschlägige Maßnahmen u. a. an mangelnder Finanzierung. Mit dem neu aufgelegten Zukunftsfonds des Finanzministeriums bietet sich nun seit langem eine Chance, dem überdurchschnittlich hohen Bodenverbrauch in Österreich entgegenzuwirken und gleichzeitig den hohen Anteil an CO2-Emissionen des Bausektors zu senken. Der Fonds knüpft die Vergabe von Geldern erstmals an klare Ziele. Bereits mit einer Summe von rund 100 Mio. Euro pro Jahr können Gemeinden wirkungsvoll bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten unterstützt werden, die zu einem ressourcenschonenden Umgang mit Boden und damit Klimaschutz beitragen. Dies können Projekte zur Leerstandsaktivierung sein, Maßnahmen zur Belebung von Orts- und Stadtkernen mit Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, Neu- und Umnutzungen von Bestandsobjekten u. v. a. m.

Wir haben genug Ressourcen – unseren Bestand!

Ein entscheidender Aspekt beim Klimaschutz und ressourcenschonenden Bauen ist die innovative Nutzung unseres Leerstandes. Der letzte Zensusbericht der Statistik Austria spricht von 635.000 Wohnungen in Österreich ohne Haupt- oder Nebenwohnsitzmeldung – das ist jede siebte Wohnung. Die gesamten leerstehenden Flächen in Österreich – inklusive Industrie und Gewerbe – sind in etwa mit den Flächen, die wir aktuell fürs Wohnen nutzen, vergleichbar – ca. 40.000 Hektar. Diese Flächen können wir umnutzen, sanieren und adaptieren, bevor wir auf der grünen Wiese neu bauen. Wenn wir bedenken, dass ein Gebäude 40-70% der CO2-Emissionen, die es in seinem gesamten Lebenszyklus verursacht, bereits bei der Fertigstellung ausgestoßen hat, zahlt sich eine Sanierung immer aus.

Wenn wir unsere Klimaziele erreichen und mit unseren Ressourcen, unserem Grund und Boden schonend umgehen wollen, müssen wir also die Nutzung von leerstehenden Gebäuden bzw. bereits versiegelten und ungenutzten Flächen gegenüber Abrissen und Neubauten auf Grünflächen fördern.

Innen- vor Außenentwicklung ist gut fürs Klima – global und lokal

Belebte Orts- und Stadtkerne bieten zahlreiche Vorteile für Gemeinden. Die Förderung von Projekten zum Weiterbauen und im Bestand, Sanierung bzw. Um- und Neunutzung von Bestandsflächen wirken dem Klimawandel entgegen, da wertvolle Böden und Ressourcen an den Rändern geschont werden. Darüber hinaus ermöglichen belebte Zentren mit funktionierender Infrastruktur kurze Wege und sind damit ökologisch und sozial nachhaltig und fördern die lokale Gemeinschaft.

Die Förderung von Leerstandsnutzung und Innenentwicklung braucht eine Anlaufstelle

Die Plattform Baukulturpolitik fordert daher eine zentrale Koordinations- und Anlaufstelle für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Verwaltung, Bauherren und Baufrauen, Vereine und Initiativen in Städten und Gemeinden. Diese kann den teils unübersichtlichen Kompetenz- und Förderstellen auf Länder- und Bundesebenen entgegenwirken und eine wichtige Unterstützung für Gemeinden darstellen. Die Aufgaben dieser einzurichtenden Stelle reichen von konkreter Projektförderung, Bereitstellung von Wissen und Beratung, Unterstützung von Förderanträgen bis hin zu Bewusstseinsbildung und Weiterbildungsmaßnahmen.

Vorbilder auf europäischer Ebene

Eine Baukulturförderung für Städte und Gemeinden wirkt sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch aus: Nach erfolgreichen europäischen Vorbildern wie der Städtebauförderung in Deutschland oder dem Baumeister-Modell in Belgien ist eine Baukulturförderung für Städte und Gemeinden eine strategische Maßnahme, um die Qualität der Baukultur nicht nur zu verbessern, sondern ihre positiven wirtschaftlichen Auswirkungen zu nützen: Diese Art der Förderung ist besonders effektiv darin, weitere private Investitionen anzuregen. Gemäß Studien aus Deutschland wurde ein Multiplikator von 7,1 ermittelt. So resultiert aus einer Million Euro Fördermitteln von Bund und Land eine Bruttowertschöpfung zwischen ca. 5 und 11,8 Mio. Euro, die ausgelösten Einnahmen und Einsparungen übersteigen die öffentlichen Ausgaben demnach bei weitem.

Erste Schritte zu den genannten wirtschaftlich und ökologisch sinnvollen Maßnahmen könnten im Rahmen der derzeit laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich gesetzt werden.

Eine umfassende Darstellung konkreter Umsetzungsmaßnahmen ist im Vierten Österreichischen Baukulturreport nachzulesen.

Weitere Informationen und Quellenangaben finden Sie auf der Website: https://www.baukulturpolitik.at/

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