Die FH Campus Wien, Österreichs größte Fachhochschule, kooperiert als wissenschaftliche Partnerin seit rund einem Jahr mit der Kärntner Gemeinde Neuhaus im Projekt „Smart Village Neuhaus“. Schwerpunkt ist die Versorgungssicherheit in Zeiten der Klimakrise. In einem ersten Schritt geht es um die Wasserversorgung der Kärntner Gemeinde mit knapp über 1.000 Einwohnern. An dem Projekt sind weitere Partner wie Kelag, Minol Zenner-Gruppe und RSE beteiligt.
Forschungsschwerpunkt „Smart Village Neuhaus“
Österreichische Kleinstgemeinden stehen vor einem Problem: Steigende Temperaturen und lange Trockenperioden führen zu einem erhöhten Wasserverbrauch, budgetäre und personelle Einschränkungen verschärfen die Versorgungssicherheit zusätzlich. Die Folge: Technische Lösungen sind gefordert. „Europaweit haben sich viele Forschungseinrichtungen auf die Bedürfnisse von „Smart Cities“ spezialisiert. Wir haben uns bewusst für den Forschungsschwerpunkt „Smart Village“ entschieden, denn in fast zwei Drittel der österreichischen Gemeinden leben weniger als 2.500 Einwohner. Der Bedarf nach digitalen Lösungen, insbesondere mit Blick auf die Anpassung an die Klimakrise, ist hier besonders gefragt“, sagt Projektleiter Heimo Hirner, Leiter des Kompetenzzentrums Vienna Institute for Safety and Systems Engineering an der FH Campus Wien.
FH Campus Wien setzt digitalen Themenschwerpunkt als Antwort auf die Klimakrise
Mit dem Themenschwerpunkt „Digitalisierungslösungen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit von kommunalen Wasserversorgungsanlagen“ wurden mehrere Studierendenprojekte aus den FH Campus Wien-Studiengängen Computer Science and Digital Communications (Bachelor) sowie Software Design and Engineering (Master) umgesetzt. Viele der Projekte sind Pionier- und Vorreiterarbeiten, zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Kleinstgemeinden in Zeiten der Klimakrise. „Die Expertise der FH Campus Wien ist stark nachgefragt. Unsere Aktivitäten im Bereich angewandte Forschung und Entwicklung schaffen die Grundlage für nachhaltige Lösungen, die Gemeinden wie Neuhaus helfen, sich an veränderte Bedingungen anzupassen“, sagt Elisabeth Haslinger-Baumann, Vizerektorin für Forschung und Entwicklung der FH Campus Wien.
Unter der wissenschaftlichen Leitung der FH Campus Wien wird im zweisemestrigen Software Engineering-Projekt Argos mit Unterstützung der Kooperationspartner Kelag, Minol Zenner-Gruppe und RSE eine österreichweit einzigartige Anwendung für digitale Überwachungslösungen entwickelt Diese bietet der Gemeinde eine verlässliche und effiziente Basis für den Betrieb der Wasserversorgung und erhöht somit die Versorgungssicherheit.
„Wir haben in den vergangenen Jahren historische Niedrigstände in der kommunalen Trinkwasserversorgung verzeichnet, gleichzeitig steigt der Wasserbedarf aufgrund der hohen Temperaturen“ sagt der Bürgermeister der Gemeinde Neuhaus, Patrick Skubel. „Als kleine Gemeinde suchen wir nach neuen technischen und wissenschaftlichen Lösungsansätzen, um die Versorgung langfristig zu sichern.“
Schulterschluss zwischen Lehre, Forschung und Industrie zugunsten von kommunaler Wasserversorgung in Kärntner Pilotprojekt
Das Projekt Argos ist ein Meilenstein der kommunalen Wasserversorgung: Die Anwendung verfügt über adaptive Alarmierungslösungen für digitale Wasserzähler. Darüber hinaus wurden Wasserbilanzen pro Wasserversorgungsanlage programmiert, die nun auf stündlicher, täglicher und wöchentlicher Basis die Einspeisung aus den Hochbehältern ins Leitungsnetz sowie die Entnahme überwachen. Diese Berechnungen und Visualisierungen bringen erstmals einen detaillierten Einblick über Wasserverluste im jeweiligen System, auch Rohrbrüche lassen sich schneller detektieren. Bei Wasserengpässen ist es nun für Gemeindemitarbeiter möglich, aktiv in das Wassermanagement einzugreifen. Zudem können Ereignisse und Alarmierungen in der Wasserversorgung systemtechnisch hinterlegt werden. Der Prototyp wird seit Juli 2023 im Echtbetrieb in der Gemeinde Neuhaus verwendet. In weiterer Folge ist geplant, die Monitoring-Lösungen auch auf andere Bereiche, wie etwa den Winterdienst, auszuweiten.
FH Campus Wien – Hochschule für Zukunftsthemen
Mit über 8.000 Studierenden an drei Standorten und fünf Kooperationsstandorten ist die FH Campus Wien die größte Fachhochschule Österreichs. In den Departments Angewandte Pflegewissenschaft, Applied Life Sciences, Bauen und Gestalten, Gesundheitswissenschaften, Soziales, Technik sowie Verwaltung, Wirtschaft, Sicherheit, Politik steht ein Angebot von mehr als 60 Studien- und Lehrgängen in berufsbegleitender und Vollzeit-Form zur Auswahl. Anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung wird in neun fachspezifischen Kompetenzzentren gebündelt. Fort- und Weiterbildung in Form von Seminaren, Modulen und Zertifikatsprogrammen deckt die Fachhochschule über die Campus Wien Academy ab. Die FH Campus Wien ist Gründungsmitglied im Bündnis Nachhaltige Hochschulen.