Seit Dezember ist er im Wiener Linienverkehr urban unterwegs – der ELEC CITY Wasserstoff-Bus von Hyundai. Im Sommer wird er auch regional in Graz zu sehen sein. Anschließend wird das alpine Zillertal einsteigen: Erstmal sind in Österreich Wasserstoff-Busse im öffentlichen Personennahverkehr im Einsatz. Ermöglicht wird dies durch ein breites Projektkonsortium rund um das Innsbrucker Forscherteam der FEN Research GmbH. Dieses testet in den nächsten drei Jahren, unter welchen Bedingungen 700 bar Wasserstoff-Busse aus der weltweit ersten Serie von Hyundai im Realbetrieb funktionieren. Gefördert wird das Projekt mit 1,8 Mio. Euro durch den Klima- und Energiefonds, dotiert aus Mitteln des Klimaschutzministeriums.
Öffentliche Verkehrsbetriebe müssen bei Neubestellungen für ihren Fuhrpark in Zukunft Mindestquoten für Null-Emissions-Fahrzeuge erfüllen. Das sieht die europäische “Clean Vehicle Directive” vor.
In Frage kommen dafür Batterie-Busse oder Wasserstoff-Busse. Batterie-Busse sind zwar sehr effizient, erfüllen jedoch nicht immer die Anforderungen an Reichweite und Ladedauer, sind für viele Höhenmeter weniger geeignet und erfordern für das Laden der Batterien hohe Strombereitstellungsleistungen, die am Strommarkt zunehmend teurer werden.
Wasserstoff-Busse haben hier Vorteile. Sie können schwere Lasten über weite Strecken transportieren, starten noch im tiefsten Winter verlässlich, benötigen nur kurze Betankungszeiten und durch die Möglichkeit der lokal-regionalen Produktion und Speicherung von grünem Wasserstoff können energie-autonome und krisensichere Systeme aufgebaut werden.
Die Nachteile: Wasserstoff-Busse sind derzeit nur in ersten Klein-Serien verfügbar, sind daher sehr teuer und die nötige Infrastruktur muss erst geschaffen werden. Den österreichischen Busbetreibern fehlen so jegliche Erfahrungen für die anstehende Umstellung ihrer Flotten, welche für die systemisch und logistisch qualitätsgesicherte Beschaffung und Betriebsführung von Wasserstoff-Bussen Voraussetzung ist.
HyBus-Implementierung und Langzeituntersuchung schaffen notwendiges Know-how für die Verkehrsbetriebe:
Genau hier setzt das Projekt „HyBus-Implementation“ an. Es bringt erstmals Wasserstoff-Busse in den Realbetrieb, und zwar in drei unterschiedlichen Betriebsfällen. Das Projektteam wird über den Zeitraum von drei Jahren eine großflächige Untersuchung über den Einsatz von 700 bar Wasserstoff-Bussen der von Hyundai in Serie produzierten Hyundai ELEC CITY FC Busse im Realbetrieb durchführen. Dabei soll der urbane Betriebsfall bei den Wiener Linien im Osten, der regionale Betriebsfall bei den Graz Linien im Süden und der alpine Tourismusbetriebsfall bei den Zillertaler Verkehrsbetrieben im Westen Österreichs untersucht werden. Für die systemisch, logistisch und wirtschaftlich motivierte Untersuchung liegen folgende Problem- und Aufgabenstellungen an:
- Hohe Anschaffungskosten der FCE-Busse
- Fehlende Wasserstoff-Infrastruktur
- Nicht Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff
- Anpassung des koreanischen ELEC CITY FC Buskonzeptes auf europäischen Standard
Die Untersuchungsergebnisse fließen im Wasserstoffzentrum HyWest in Innsbruck zusammen, wo aktuell auch an mehreren Projekten zum Aufbau einer grünen regionalen Wasserstoffwirtschaft für Zentraleuropa gearbeitet wird.
Das Ergebnis werden wissenschaftlich fundierte Standards sein, die den Verkehrsbetrieben eine qualitätsgesicherte Beschaffung und einen in die grüne regionale Wasserstoffwirtschaft eingebetteten Betrieb von Wasserstoff-Bussen ermöglichen.
Konsortium für die Umsetzung und den wissenschaftlich fundierten Know-how Aufbau:
Zur zeitnahen Implementierung und langfristigen Untersuchung der Wasserstoff-Busse wurde von der federführenden FEN Research GmbH am Green Energy Center Europe in Innsbruck ein Projektteam bestehend aus der Hyundai Import GmbH, der Wiener Linien GmbH & Co KG, der Holding Graz Kommunale Dienstleistungen GmbH und der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG sowie weiteren assoziierten Partnern aus dem Bereich der Wasserstofflogistik zusammen gestellt.
Ein daraus hervor gehendes Konsortium hat das Projekt „HyBus-Implementation“ im Wettbewerbsverfahren erfolgreich eingereicht, sodass es durch den Klima- und Energiefonds mit 1,8 Mio. Euro, dotiert aus Mitteln des Klimaschutzministeriums, gefördert werden kann.
Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds:
Um Klimaneutralität in Österreich bis 2040 zu erreichen, müssen die Emissionen in allen Bereichen gesenkt werden. Die Nutzung von grünem Wasserstoff kann hierbei in ausgewählten Bereichen einen wichtigen Beitrag leisten. HyBus-Implementation wird zeigen, wie und in welchen Bereichen Wasserstoff-Busse im öffentlichen Verkehr sinnvoll eingesetzt werden können. Durch den Realbetrieb bringen wir innovative Technologie rasch in die Anwendung – und schaffen damit einen klaren Nutzen für das Klima!
Nikolaus Fleischhacker, HyBus-Projektleiter und Geschäftsführer der FEN Research GmbH am Green Energy Center Europe in Innsbruck:
Mit den Langzeiterfahrungsdaten erforschen wir die kritischen Punkte für die Beschaffung, die systemisch-, logistischen Voraussetzungen für den regional-autonomen Betrieb und die Anpassung des weltweit ersten Serien-Buskonzeptes aus Korea für den europäischen Markt. Darüber hinaus gehen wir gezielt der in Europa viel diskutierten Frage nach dem „richtigen“ Betriebsdrucklevel – 700 bar vs. 500 bar vs. 350 bar – nach.
Peter Wiesinger Abteilungsleiter Kraftfahrzeuge bei den Wiener Linien:
Die Wiener Linien haben den ELEC CITY Fuel Cell Bus bereits im November bekommen und diesen mit der Eröffnung der ersten eigenen Wasserstofftankstelle der Wiener Stadtwerke in der Leopoldau in Betrieb genommen. Die Erfahrungen mit dem ersten Winterbetrieb sind ausgezeichnet!
Mark Perz, Vorstand der Holding Graz:
Graz Linien haben sich für die nächsten Jahre in Abstimmung mit der Stadt Graz klare Ziele gesetzt: Weniger Emissionen in der Stadt Graz, weniger Lärm für Fahrgäste und Anrainer:innen und eine Vorreiterrolle bei technologischen Entwicklungen. Unsere Teilnahme am österreichweiten Projekt „HyBus-Implementation“ ist dabei neben Überlegungen zu zukunftsorientierten Infrastrukturmaßnahmen und der Inbetriebnahme von weiteren 7 Brennstoffzellen- und 7 Batteriebussen im Zuge des Förderprojekts move2zero ein wichtiger Meilenstein.
Helmut Schreiner, Vorstand der Zillertaler Verkehsbetriebe AG:
Ich kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur höchstes Interesse an Untersuchungsergebnissen aus dem HyBus-Projekt melden. Die Betriebserfahrungen im alpinen Tourismusraum sind u.a. auch für die olympischen Winterspiele 2026 in Mailand /Cortina d’Ampezzo von Interesse.
Roland Punzengruber, Geschäftsführer Hyundai Import GesmbH:
Ein hoch entwickeltes Produkt, wie unser ELEC CITY FC Bus, reicht bei weitem nicht aus, um es am Markt zur Durchsetzung zu bringen. Dazu braucht es hochgradig entwickelte Logistik-Systeme und in sich verzahnte und auf sich abgestimmte Stakeholderprozesse, wie sie mit dem HyBus-Projekt auf- und umgesetzt werden. Man darf hier eines nicht vergessen: Jeder Schritt, den wir in diesem Projekt setzen, ist für jeden von uns Beteiligten neu!