Vater der Mülltrennung ist verstorben

Foto: Univ. Prof. Dr. Gerhard Vogel © WU-Wien

argeAWV.at-Präsident LAbg. Bgm. Anton KASSER sagt: „Traurig müssen wir von der Arge Österreichischer Abfallwirtschaftsverbändegibt das Ableben des „Vaters der Mülltrennung in Österreich“ Univ. Prof. Gerhard Vogel bekannt geben.”

In seiner Forschungstätigkeit hat Voigel als Werksassistent am technischen Gewerbemuseum Elektrotechnik gearbeitet, bevor er sich als Assistent am Institut für Technologie und Warenwirtschaftslehre der Wirtschaftsuniversität Wien im Bereich Recycling und Sekundärrohstoffwirtschaft habilitierte.

Seine zentrale Erkenntnis war die wissenschaftliche Anwendung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik auf die Sozialwissenschaft – das Verhalten der Menschen: Die geringste „Unordnung“ in einem System des Stoffflusses entsteht, wenn Altstoffe direkt an der Quelle des Anfalls, beim einzelnen Haushalt getrennt gehalten und so gesammelt werden, dass sie in der Industrie als Sekundärrohstoff eingesetzt werden können.

Mit seinem Forschungsbüro entwickelte er in angewandter Sozialforschung Methoden zur Getrennten Sammlung von Problemstoffen und Altstoffen, die er nicht nur theoretische untersuchte, sondern auch als Politikberatung für die Umweltstadträte Braun, Schieder und Häupl Ende der 80er Jahre für die Stadt Wien empfahl. Er durfte deren praktische Umsetzung auch wissenschaftlich begleiten.

Er war Mitautor der „Richtlinien der Abfallwirtschaft“ des Umweltministeriums 1987 und hat am Bundesabfallwirtschaftsgesetz 1992 sowie an der Verpackungsverordnung 1993 an der Seite von Ministerin Feldgrill-Zankl mitgearbeitet. Immer wieder war er Berater mehrerer UmweltministerInnen.

Nationaler und internationaler Erfahrungsaustausch zur Weiterentwicklung der modernen Kreislaufwirtschaft waren ihm stets ein großes Anliegen: In den Working Groups der ISWA (International Solid Waste Association), als Gründungsmitglied der ISWA Austria, durch die zahlreichen Exkursionen mit seinen Studierenden und Mitarbeitern. Als wissenschaftlicher Leiter zahlreicher Kongresse und Keynote Speaker war er weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt.

Er hat auch die Entwicklung der Abfallwirtschaft auf Ebene der österreichischen Bundesländer aktiv mitgestaltet: Mitarbeit an der Entwicklung von Abfallwirtschaftskonzepten in der Steiermark, Salzburg, Oberösterreich und Wien. Er war über 2 Jahrzehnte in Wien als Mitglied der Strategischen Umweltprüfungen zur Erarbeitung der Wiener Abfallwirtschaftskonzepte und –pläne tätig.

Vogel war ein mitreißender Vortragender, dem Umweltschutz immer auch Menschenschutz war. Viele seiner grundlegenden Theorien und Visionen müssen derzeit im Zuge des Klimawandels auf höchster EU-Ebene als allgemeine Politik der Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden, um noch eine menschenwürdige Zukunft für die nächsten Generationen zu sichern.

Immer hat er sich für Abfallvermeidung und einen nachhaltigen Lebensstil in Form von „immateriellem Konsum“ eingesetzt und dies auch vehement vertreten. Mit großer Genugtuung hat er zuletzt die Entwicklungen um das Einweg-Getränkepfand in Österreich verfolgt.

KASSER: „Prof. Vogel hat eine Zusammenfassung seiner grundlegenden Erkenntnisse im Einleitungskapitel zur zweiten Auflage unseres Grünbuchs der Initiative Verantwortungsvolles Wertstoffmanagement,Handbuch der Österreichischen Abfallwirtschaft, gegeben. Wir betrachten das als sein geistiges Vermächtnis.

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