Im Flug- und Schiffsverkehr gibt es kaum eine klimaneutrale Antriebsalternative zu E-Fuels, daher sollten sie im Verkehrsbereich zielgerichtet in Flugzeugen und Schiffen eingesetzt werden. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland.
Das Ergebnis steht der Forderung nach einem Einsatz von E-Fuels im Pkw-Bereich entgegen, wie sie etwa Bundesverkehrsminister Scheuer mit Blick auf die Nationale Wasserstoffstrategie vertritt. Deren Verabschiedung durch die Bundesregierung steht bevor. Die Diskussion um synthetische Kraftstoffe im Straßenverkehr ist einer der Hauptknackpunkte.
Grund für die nötige Priorisierung von grünem Wasserstoff für den Flug- und Schiffsverkehr sowie evtl. für den Schwerlastverkehr ist, dass eine klimaneutrale Produktion von E-Fuels in Mengen nur sehr eingeschränkt möglich ist. Im Straßenverkehr sind sie deutlich ineffizienter gegenüber rein batterie-elektrischen Antrieben. Grundsätzlich ist die Vermeidung und Verlagerung von Verkehr auf klimafreundliche Verkehrsträger wie Bahn und ÖPNV zentral. Die geringen Mengen grünen Wasserstoffs werden laut der Studie auch in anderen Sektoren gebraucht, etwa in Industrieprozessen.
Anhand von Referenzszenarien berechnete das Öko-Institut, welche Rahmenbedingungen existieren müssen, damit E-Fuels auch zum Klimaschutz beitragen. Dies ist nur unter bestimmten Voraussetzungen gegeben und im schlimmsten Fall könnten Mehremissionen entstehen. E-Fuels sind erst dann klimaneutral, wenn der benötigte Energiebedarf des Umwandlungsprozesses aus zusätzlichen erneuerbaren Anlagen stammt und das in der Herstellung eingesetzte Kohlendioxid aus der Umgebungsluft entnommen wird. Um grüne E-Fuels zu produzieren, sind enorme Mengen erneuerbaren Stroms nötig. Bei ungeeignetem Strombezug besteht das Risiko, dass der Einsatz von E-Fuels Emissionen nicht senkt, sondern sogar deutlich erhöht, heißt es in der Studie.
Grüner Wasserstoff ist mit der Elektrolyse aus erneuerbarem Strom hergestellter Wasserstoff. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die auf Basis von Wasserstoff aus Strom hergestellt werden. Die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor lagen im Jahr 2019 bei knapp über 163 Mio. t CO2e. Damit stagnieren die Emissionen des Verkehrssektors auf dem Niveau des Basisjahres 1990. Um die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten, ist eine vollständige Dekarbonisierung auch des Verkehrssektors bis spätestens 2050 nötig.
Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland:
„E-Fuels können in einigen Bereichen wie Langstrecken-Luftfahrt und Seeverkehr ein letztes ergänzendes Mittel zur Treibhausgasreduktion sein. Um klimafreundliche Mobilität zu erreichen, muss aber vor allem unnötiger Verkehr vermieden, motorisierter Individualverkehr durch Verlagerung auf Rad, Bus und Bahn deutlich reduziert und effiziente Elektromobilität gefördert werden.”
Viviane Raddatz, Senior Policy Advisor Climate and Energy, WWF Deutschland:
„Anders als häufig proklamiert, sind E-Fuels kein Klimaschutz-Freifahrtschein für den Verkehrssektor. Wer auf E-Fuels-Importe für den Betrieb von ineffizienten Pkw setzt, fährt schwarz auf Kosten der Verkehrswende und gefährdet die Energiewende in anderen Sektoren, wie der Industrie, die für ihre Dekarbonisierung dringend auf grünen Wasserstoff angewiesen ist.”
Dr. Joachim Fünfgelt, Referent Energiepolitik, Brot für die Welt:
„Ein schneller Aufbau sehr großer Produktionskapazitäten der E-Fuels würde der Bevölkerung in Exportländern schaden und dem Klima wenig nützen. Stattdessen sind insbesondere für Importe aus dem Globalen Süden verlässliche Verifizierungs- und Monitoringsysteme nötig, die lokale Wertschöpfung, angemessene Beteiligung und Klimaschutz sicherstellen. Dafür braucht es Zeit und Partnerschaften auf Augenhöhe mit der lokalen Zivilgesellschaft.”
Die Studie können Sie hier herunterladen.
(Quelle: Klima-Allianz Deutschland)