Alpenverein warnt vor Neuerschließungen in Gletscherskigebieten

Foto: Gepatschferner Gletscher in den Ötztaler Alpen, Tirol © Franz Güntner, DAV

Nachdem Greenpeace auf die zerstörerischen Maßnahmen für die Präparierung der Weltcuppiste am Rettenbachferner aufmerksam gemacht hat, weist der Österreichische Alpenverein erneut auf den dringenden und ausnahmslosen Schutz der Gletscher hin. Vor allem jene Gebiete, die heute noch für weitere Erschließungspläne zur Verfügung stehen, müssen endlich vollumfassend geschützt werden. Speziell bei Neuerschließungen von Gletscherskigebieten – eine rote Linie für den Alpenverein – braucht es nach dem gesellschaftlichen Aufschrei ein zukunftsorientiertes Umdenken der Politik.

Bei Baggerarbeiten wie am Rettenbachgletscher handelt es sich um übliche Instandhaltungsmaßnahmen, die regelmäßig in einem Gletscherskigebiet anfallen, wenn man es betreiben will. Ein Eingriff innerhalb der Skigebietsgrenzen, für den trotzdem gilt: „Es handelt sich um naturzerstörende und ressourcenverschwendende Maßnahmen, die im Sommer durchgeführt werden, um dann im Herbst – also viel zu früh – den Skibetrieb wieder aufnehmen zu können“, erklärt Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein, nachdem das Thema gestern von der Organisation Greenpeace in die Medien gebracht wurde. Den ganzen Sommer über seien Bagger aufgefahren, um den Skibetrieb am Gletscher zu gewährleisten, so der Alpenverein. „Die Hochgebirgslandschaft wird für die intensive touristische Nutzung regelrecht gezähmt – und das Jahr für Jahr“, so Dagostin. Dabei schmelzen Österreichs Gletscher so rasant wie noch nie. Laut dem Gletscherbericht des Alpenvereins könnten die österreichischen Alpen spätestens in 50 Jahren eisfrei sein.

Keine Neuerschließungen auf Gletscherflächen!

Die Forderung nach einem absoluten Gletscherschutz, der neben den Gletscherflächen auch die Gletschervorfelder und Moränen umfasst, ist daher nach Ansicht des Österreichischen Alpenvereins dringender denn je. „Gerade in einem für die Gletscher besonders ungünstigen Ausnahmesommer wie dem heurigen muss der Gletscherschutz, wie er im Tiroler Naturschutzgesetz für die Gletscherflächen und deren Umgebung vorgesehen ist, ausnahmslos gelten. Das bedeutet, dass jene Flächen, die heute noch für weitere Erschließungsvorhaben zur Verfügung stehen, endlich geschützt werden müssen“, betont Dagostin. Dem Österreichischen Alpenverein geht es dabei vor allem um jene bisher noch naturbelassenen Gletscherflächen, die für großflächige Ausbaupläne reserviert sind. Neue Gletscher zu erschließen bedeutet für den Alpenverein das Überschreiten einer roten Linie.

Zum Beispiel für die Ausbaupläne des Skigebiets Pitztaler Gletscher, wo mit dem Hängenden Ferner, dem Karlesferner und dem Mittelbergferner drei bisher skitechnisch unerschlossene Gletscher verbaut werden könnten. Oder die Erweiterungspläne des Skigebiets Kaunertaler Gletscher, ebenfalls ein massiver Eingriff in eine noch unverbaute Hochgebirgslandschaft, wo mit dem Gepatschferner sogar eine der größten noch verbliebenen Gletscherflächen der Ostalpen erschlossen würde. „Solche Großprojekte sind in Zeiten der Klimakrise einfach nicht mehr zeitgemäß, das sensible Hochgebirge darf nicht zur Dauerbaustelle werden. Jetzt haben wir noch die Chance, zerstörerische Neuerschließungen zu verhindern. Wir brauchen ein Umdenken hin zu einem naturverträglichen Tourismus statt einem weiteren Raubbau an der Natur“, so Dagostin.

Gemeinsam mit dem Deutschen Alpenverein, den Naturfreunden und dem WWF setzt sich der Österreichische Alpenverein seit Jahren für den absoluten und ausnahmslosen Schutz der Gletscher ein.

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