2023 brach im Hinblick auf das Klima erneut einige Rekorde: Es gilt als wärmstes Jahr weltweit und auch in Österreich war es das wärmste Jahr der Messgeschichte, gleichauf mit 2018. „Der Beginn des Waldjahres war geprägt von einem schneearmen, trockenen Winter. Glücklicherweise hat ein kühles, niederschlagsreiches Frühjahr für einen verhältnismäßig guten Start in die Vegetationsperiode gesorgt und den Beginn der Borkenkäfersaison etwas verzögert“, blickt Georg Schöppl, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) zurück. „Der Hitze im Juni und Juli folgte ein regenreicher August und damit eine kleine Verschnaufpause für den Wald, bevor der Herbst für Temperaturrekorde sorgte. Dadurch war der Borkenkäfer ungewöhnlich lange, mancherorts bis in den November hinein, aktiv. Und kurz vor Weihnachten zeigte uns das Sturmtief Zoltan, dass die Herausforderungen nahtlos weitergehen“, so Schöppl weiter.
Mehr als eine Million Festmeter Schadholz
Die klimatischen Bedingungen ziehen eine Reihe an Folgen nach sich. Mehr als 1 Mio. Festmeter bzw. rund 55 % der gesamten Holzerntemenge von rund 1,9 Mio. Festmetern waren 2023 Schadholz (2022: rund 50 %). Davon gingen mehr als zwei Drittel, rund 730.000 Festmeter, auf das Konto des Borkenkäfers. Regionale Hotspots lagen rund um das Kärntner Mölltal und in der Obersteiermark, wo etwa die Hälfte der Borkenkäferschäden konzentriert in wenigen Forstrevieren auftraten. Dort zeigen sich die Langzeitfolgen früherer Stürme: Schwer zugängliches Gelände und teils aus Sicherheitsgründen unbringbare Lagen sind ein herausfordernder Mix für die Einsatzteams. In allen anderen ÖBf-Regionen war der Anteil des Käferholzes stabil bis rückläufig. „Lag der durchschnittliche Schadholzanteil in den 1980er und 1990er Jahren noch bei knapp 30 Prozent müssen wir als Folge des Klimawandels mittlerweile einen Wert von etwa 50 Prozent als normal ansehen“, berichtet Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz.
Die Waldschadensbilanz der ÖBf – also die Kosten für Käferprävention und -bekämpfung, Infrastrukturschäden sowie Deckungsbeitragsverlust und Lagerkosten für Schadholz – beläuft sich 2023 in Summe auf rund 32 Mio. Euro (2022: 28 Mio. Euro). „Sehr erfreulich war, dass wir trotz der großen Schadholzmenge über das Jahr einen stabilen Holzpreis halten konnten. Die Bundesforste sind ein zuverlässiger Partner, der unabhängig von teils sehr starken Marktschwankungen agieren kann, und mit langfristigen Kundenpartnerschaften und Verträgen Sicherheit bietet“, so Gruber.
Weiter starker Fokus auf Borkenkäferbekämpfung
Die Klimakrise mit ihren höheren Temperaturen begünstigt die Verbreitung des Borkenkäfers, er kann mehrere Generationen pro Jahr entwickeln und dringt in immer höhere Lagen bis zur Baumgrenze vor. Dazu kommt, dass Bäume im Trockenstress immer weniger Gegenwehr leisten können. Umso wichtiger ist ein intelligentes Borkenkäfer-Management – von der Früherkennung durch flächendeckendes Monitoring, über den Einsatz von Lockstoff-Fallen und Fangbäumen bis hin zu Entrindung von Stämmen oder den raschen Abtransport befallener Bäume. „Wir waren sehr gut vorbereitet und konnten aufgrund des trockenen Winters früh im Jahr starten. Die Aufwendungen für die Borkenkäferbekämpfung fielen 2023 mit knapp 7 Millionen Euro deutlich höher aus als in den Vorjahren“, erklärt Gruber.
Konsequente Waldpflege als Vorsorge für stabile Wälder
„Als größter Naturraumbewirtschafter des Landes haben wir eine besondere Verantwortung. Daher setzen wir seit einigen Jahren alles daran, den Waldumbau unter dem Motto ‚Wald der Zukunft‘ konsequent voranzutreiben und unsere Bestände klimafit zu machen. 2023 haben wir in Summe rund 15 Millionen Euro für Waldpflegearbeiten in die Hand genommen. Rund 100 Millionen Euro sind dafür bis 2030 in Planung. Sollte der voranschreitende Klimawandel noch mehr erforderlich machen, hat für uns die Zukunft unseres Waldes Vorrang“, so Schöppl. Oberstes Prinzip für die Waldbewirtschaftung bleibt die Nachhaltigkeit, geerntet wird nicht mehr als wieder nachwächst. Gleichzeitig müssen verstärkt Maßnahmen für stabile und gesunde Wälder wie etwa Durchforstungen durchgeführt werden. „Denn ein nicht gepflegter Wald ist das Schadholz von morgen“, warnt Gruber. Dass die nachhaltige Bewirtschaftung greift, zeigt auch eine interne forstfachliche Erhebung: Die Holzmenge auf ÖBf-Flächen nimmt zu, in den letzten Jahren stieg der Vorrat im bewirtschafteten Wald um rund eineinhalb Millionen Vorratsfestmeter.
Ausbau der Holzerntekapazitäten für mehr Flexibilität
Zum Management der Klimakrise gehört neben dem proaktiven Waldumbau nicht zuletzt auch der weitere Aufbau der eigenen Kapazitäten für Waldpflege und Holzernte. Gruber begründet: „Der Personalmangel am Arbeitsmarkt ist auch bei den Holzernteunternehmen spürbar. Gleichzeitig verlangt uns die Klimakrise immer mehr Flexibilität ab.“ In Planung ist eine Verdoppelung der wichtigsten ÖBf-eigenen Holzerntemaschinen, der Seilkräne. Damit einhergehend soll auch der Aufbau von Forstfachpersonal auf der Fläche Schritt für Schritt fortgesetzt werden. In Summe geht es um ein zusätzliches Investitionsvolumen von ca. 4 bis 5 Mio. Euro in den nächsten drei bis fünf Jahren.
„Wir wissen, dass die Herausforderungen, die Natur und Klima an uns stellen, weitreichend sind und nicht weniger werden. Das Sturmtief Zoltan hat uns dies rund um Weihnachten wieder sehr deutlich vor Augen geführt und uns rund 250.000 Erntefestmeter an Schadholz beschert. Umso wichtiger ist der Umbau hin zu artenreichen Mischwäldern. Denn wir sind davon überzeugt, dass nur ein naturnah und nachhaltig bewirtschafteter Wald die ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ansprüche, die wir Menschen an ihn stellen, auf lange Sicht am besten erfüllen kann“, so die Vorstände abschließend.