Das Wiener COMET-Zentrum VRVis würdigt mit einem neuem Wissenschaftspreis angewandte Visual-Computing-Forschung aus Europa, die Meeresökologie und Zellbiologie unterstützt.
Visual Computing ist eine Querschnittstechnologie, welche Daten in Informationen und Bilder verwandelt und in fast allen Branchen Anwendung findet. Sie gilt als eine der Schlüsseltechnologien für die Umsetzung einer menschzentrierten Digitalisierung, da sie visuelle Schnittstellen zwischen dem Menschen und dem Computer schafft. Das Wiener Forschungszentrum VRVis Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung hat im Jahr 2022 den ersten europaweiten VRVis Visual Computing Award ins Leben gerufen, um Visual-Computing-Leistungen, die zur Erreichung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO beitragen, vor den Vorhang zu holen. Die siebenköpfige, internationale Jury würdigte gleichberechtigt Gaia Pavoni vom Institute of Information Science and Technologies „Alessandro Faedo“ (ISTI-CNR) und Thomas Höllt von der TU Delft. Die Preisverleihung findet am 26. Jänner 2023 im Rahmen des Symposiums Visual Computing Trends im Tech Gate Vienna statt.
Visual-Computing-Forschungspreis richtet Blick auf globale Entwicklungsziele
Der erste VRVis Visual Computing Award richtet dezidiert das Augenmerk auf die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen und hebt die wichtigen Beiträge, welche Visual Computing zur Erfüllung der einzelnen Ziele jetzt schon leistet, hervor. „Die hoch-qualitativen Einreichungen aus ganz Europa zeigen, welche Werkzeuge und Lösungen Visual Computing im Bereich mensch-zentrierter Medizin, Biodiversität, nachhaltiger Städte, Klimawandelanpassung oder inklusiver Kommunikation auf den Weg bringt
“, sagt Katja Bühler, wissenschaftliche Leiterin des VRVis. „Wir sind stolz, Gaia Pavoni und Thomas Höllt für ihre wichtigen Forschungsleistungen mit hoher Anwendungsorientierung auszeichnen und die Öffentlichkeit auf die Rolle von Visual Computing aufmerksam machen zu können.
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Korallenriff-Visualisierung unterstützt Meeresökologie
Gaia Pavoni vom ISTI-CNR erhält den VRVis Visual Computing Award in Anerkennung ihrer herausragenden Visual-Computing-Techniken zur Überwachung von Wasserwelten, welche die SDGs 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“, SDG 14 „Leben unter Wasser“ sowie SDG 9 zum Thema „Innovation“ unterstützt.
Korallenriffe sind wichtige Ressourcen für unseren Planeten, denn sie beherbergen 25% der marinen Artenvielfalt. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch ein schnelles und massives Korallensterben zu beobachten – unsichtbar für die Menschen an der Oberfläche. Um die Unterwasserwelt für die Wissenschaft und für die Menschen greifbarer zu machen, entwickelt die IT-Expertin Gaia Pavoni ein KI-basiertes Open-Source-Annotationswerkzeug namens TagLab, das die Überwachung von Korallenriffen ermöglicht und die Arbeit von Meeresökolog:innen erheblich vereinfacht, wodurch die Auswirkungen des Klimawandels auf maritime Lebensräume wie Korallenriffe besser erforscht werden können.
Gaia Pavoni erlangte 2020 ihren PhD in „Information Engineering“ an der Universität Pisa, Italien. Seit 2014 ist sie Research Fellow am italienischen Visual Computing Lab ISTI-CNR, mit zahlreichen wissenschaftlichen Auslandsaufenthalten in Florida, Moorea, San Diego oder Marseille. Für ihre wissenschaftlichen Publikationen wurden ihr bisher mehrere Best Paper Awards verliehen.
Visuelle Analyse in der Zellbiologie
Thomas Höllt von der TU Delft erhält den VRVis Visual Computing Award für seinen wichtigen Forschungsbeitrag im Bereich der visuellen Analyse von Einzelzelldaten, welcher zu SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ sowie SDG 9 „Innovation“ beiträgt.
Neuartige Methoden zur Erfassung und Analyse von Protein- und Genexpression auf Einzelzelldaten haben in den letzten Jahren die Systembiologie und die Zellbiologie revolutioniert und Einblicke in das Zusammenspiel der zellulären Funktionen lebender Organismen ermöglicht. Um mit den gewonnenen Daten trotz ihrer enormen Größe und Komplexität effizient arbeiten zu können, entwickelte Thomas Höllt mit seinem Team neue visuelle Analysemethoden und Software-Frameworks namens Cytosplore, ImaCytE und SpaCeCo, um Einzelzelldaten interaktiv zu erforschen. Diese innovativen visuellen Analysewerkzeuge und -methoden machen Mediziner:innen und Wissenschaftler:innen die riesigen Datenmengen im Gesundheitsbereich, z. B. bei der Erforschung von Autoimmunerkrankungen, Krebs, parasitären und viralen Infektionen wie Covid-19, auf völlig neuartige Weise zugänglich.
Thomas Höllt absolvierte seinen PhD an der King Abdullah University of Science and Technology, Saudi Arabien. Nach Stationen in Wien, Salt Lake City und Delft wechselte er 2017 als Assistant Professor an die Universitätsklinik Leiden, bevor er 2020 an die TU Delft zurückkehrte. Er veröffentlichte über 50 peer-reviewed Publikationen, einschließlich des Gewinnerbeitrags für den Dirk Bartz Prize for Visual Computing in Medicine im Jahr 2019. Er ist Mitglied der Eurographics Association.
Über den VRVis Visual Computing Award
Der VRVis Visual Computing Award holt herausragende Forschungsarbeiten aus Europa vor den Vorhang, die durch Visual Computing zukunftsfähige Lösungen im Sinn der 17 Sustainable Development Goals der UNO schaffen. Die siebenköpfige Jury setzte sich zusammen aus den Visual-Computing-Expert:innen Dieter Fellner, TU Darmstadt, Ming C. Lin, University of Maryland, Heidi Schumann, TU Rostock, und Anders Ynnerman, Linköping University, sowie der SDG-Spezialist:innen Anja Appel, SDG Watch Austria/Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz, Marco Kamiya, UNIDO, und Kirsty Rancier, UNODC. Mehr Infos: www.vrvis.at/award
Über VRVis
VRVis ist Österreichs führende Forschungseinrichtung auf dem Gebiet des Visual Computing und betreibt mit seinen über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen und Universitäten innovative Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Das VRVis ist ein Kompetenzzentrum, welches im Rahmen des COMET-Programms durch BMK, BMAW, Land Steiermark, Steirische Wirtschaftsförderung – SFG, Land Tirol und Wirtschaftsagentur Wien – Ein Fonds der Stadt Wien gefördert wird. Das Programm COMET wird durch die FFG abgewickelt. www.vrvis.at