Plastikmüll kostet Steuerzahler viel Geld

Foto: Plastikberg © Mitja Kobal, Greenpeace

Eine aktuelle Berechnung der Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigt: Die massive Flut an Plastikverpackungsmüll kostet die SteuerzahlerInnen in Österreich seit dem letzten Jahr bereits 220 Millionen Euro. Der Grund dafür ist die seit dem 1. Jänner 2021 in Kraft getretene Plastiksteuer der EU. Auf jedes Kilogramm nicht recycelten Plastikverpackungsmüll hebt die EU seit dem letzten Jahr 80 Cent ein. Für das Geld hätten in Österreich etwa zehn Mehrweganlagen mit einer Kapazität von 60 Millionen Flaschen jährlich errichtet werden können. Greenpeace fordert vom österreichischen Finanzminister Magnus Brunner, dass die EU-Plastiksteuer von den Plastikproduzenten bezahlt wird. Zudem sollen Hersteller und Händler so rasch wie möglich auf Mehrwegverpackungen umsteigen, so Greenpeace. “Die Plastiksteuer trifft in Österreich genau die Falschen. Anstatt die für die Plastikflut verantwortlichen Konzerne zur Kassa zu bitten, werden die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gestraft. Diese Verfehlung von Ex-Finanzminister Blümel muss durch die ÖVP rasch beseitigt werden”, fordert Sebastian Theissing-Matei, Sprecher bei Greenpeace in Österreich. In Deutschland etwa hat die neue Koalition entschieden, die Plastiksteuer von Herstellern und Händlern zahlen zu lassen. In Österreich fallen jährlich rund 300.000 Tonnen an Plastikverpackungsmüll an, über 200.000 Tonnen davon werden nicht recycelt. Offiziell wurde 2019 30,8 Prozent des Mülls recycelt, doch laut der Altstoff Recycling Austria (ARA) ist die Quote in der Praxis noch niedriger. Im EU-Vergleich liegt Österreich damit auf dem viertletzten Platz. In den Niederlanden oder in Schweden werden 57 Prozent beziehungsweise 53 Prozent der Plastikverpackungen recycelt. Der EU-Durchschnitt liegt bei 41 Prozent.

“Grundsätzlich gilt bei Verpackungsmüll – weniger ist mehr. Händler und Hersteller können in vielen Fällen Verpackungen einfach weglassen oder auf Mehrweg umsteigen”, so Theissing-Matei. Um Plastik zu reduzieren, fordert Greenpeace den raschen Ausbau von österreichweiten Mehrweg-Systemen. Wichtig sind insbesondere Poolflaschen – also einheitliche Flaschen – die von mehreren Herstellern verwendet werden. Ein Beispiel ist die 0,5-Liter-Bierflasche, die von vielen Brauereien genutzt wird. Die Poolflaschen können leichter sortiert sowie schneller und öfter befüllt werden. Auch die Transportstrecken können optimiert werden.

Um den Umstieg auf Mehrweg zusätzlich zu beschleunigen, fordert Greenpeace von der Bundesregierung eine Abgabe auf alle Einwegverpackungen. Ein Vorbild dafür kann die Stadt Tübingen sein. Dort werden seit Anfang 2022 je 50 Cent auf Einwegverpackungen von Gastronomiebetrieben, Bäckereien oder Tankstellen eingehoben. Gleichzeitig unterstützt die Stadt Gastronomen mit bis zu 500 Euro bei der Anschaffung von Mehrweggeschirr.

Factsheet zum Thema EU-Plastiksteuer finden Sie hier:
https://act.gp/38wexjS
Bildmaterial: https://act.gp/3KCIBJ2

(Foto: © Mitja Kobal / Greenpeace)

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