Eine klimafreundliche Transformation von Geschäftsmodellen in die Praxis ist möglich und bringt zahlreiche Wettbewerbsvorteile – das zeigen der WWF Österreich und das Nachhaltigkeits-Beratungsunternehmen denkstatt mit einem Förderprojekt des Klima- und Energiefonds gemeinsam mit 14 heimischen Unternehmen.
„Neben einem klaren Nutzen für Klima, Natur und Mensch, profitieren Wirtschaftstreibende von reduzierten Kosten, mehr Innovation und steigender Profitabilität. Sie minimieren Klimarisiken für das Unternehmen und erhöhen das Vertrauen von Stakeholdern sowie Investoren“, sagen WWF-Klimaexperte Stefan Ropac und Constantin Saleta, International Service Leader Dekarbonisierung von denkstatt. Grundlage des Projekts war der Einsatz der sogenannten Science Based Targets-Methode, die Ziele zum Senken des CO2-Fußabdrucks in Unternehmen vorgibt, um das Pariser Abkommen einzuhalten. „Dadurch können Unternehmen Ziele entwickeln, die im Einklang mit den Ergebnissen des Pariser Klimaschutzabkommen stehen und die Klimaerhitzung auf unter 1,5°C begrenzen – sie sind also Vorbild für eine breite Anwendung“, sagt Saleta. Zur Erreichung der Klimaneutralität in Österreich bis 2040 ist eine Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen um rund 90 Prozent nötig. Drei Viertel unserer Emissionen stehen in Zusammenhang mit wirtschaftlichem Handeln. „Das Projekt zeigt, dass Klimaschutz und Wirtschaft gemeinsame Strategien brauchen – und diese auch funktionieren. Die Wege für eine Transformation sind damit klar – wir müssen sie endlich flächendeckend beschreiten“, sagt Ropac vom WWF Österreich.
Auch Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, ist überzeugt: „Unternehmen übernehmen bereits Verantwortung. Der Weg in die Klimaneutralität erfolgt in zwei wesentlichen Schritten: erstens Wissen, wie groß der eigene Fußabdruck ist, zweitens die Initiierung konkreter und zielgerichteter Projekte im Unternehmen. Das Konsortium lässt erwarten, dass Unternehmen aus verschiedenen Bereichen skalierbare Ergebnisse entwickeln werden.“
Klimaschutz funktioniert entlang der Wertschöpfungskette
Ein wirksames Klimaziel benötigt zunächst die Erfassung aller anfallenden Emissionen nach dem sogenannten GHG-Protocol, das die Bilanzierungsregeln definiert. Das beinhaltet auch sämtliche Emissionen aus den vor- und nachgelagerten Aktivitäten der Wertschöpfungskette. So sind beispielsweise Unternehmen schon bei der Datenerhebung in gewissen Bereichen auf die Unterstützung durch Zuliefernde angewiesen. „Durch die interdisziplinäre Projektstruktur, Erfahrungsaustausch und gezielte Stakeholder Aktivierung sowie Bewusstseinsbildung bei erfolgskritischen Zielgruppen ist es gelungen, in einem Großteil der Unternehmen eine Baseline zu schaffen und Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu definieren“, sagt Saleta. Neben der Unterstützung bei Datenaufbereitung und -sammlung konzentrierte sich die Beratung der Unternehmen vor allem auf die Berechnung und Umsetzung der CO2-Reduktionsziele, sowie die interne und externe Kommunikation.
Emissionen als besondere Herausforderung für den Finanzbereich
Vor einer besonderen Herausforderung stehen die Akteure des Finanzbereichs, da sie die Klimaauswirkungen ihrer Portfolios und Produkte erstmalig bewerten müssen, bevor sie sich hier Ziele und Strategien zur Reduktion setzen können. “Die komplexen internationalen Richtlinien und Standards hierfür wurden erst Ende 2020 geschaffen und müssen von den Unternehmen Schritt für Schritt implementiert werden. Wir haben die teilnehmenden Finanzakteure bestmöglich bei der Anwendung und Integration dieser Standards begleitet”, sagt Saleta.
Nur wenn es gelingt, die Erderhitzung auf 1,5° zu begrenzen, können wir katastrophale Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Natur, die Gesellschaft und die Wirtschaft verhindern. Dafür braucht es eine drastische Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. „Je früher sich die Wirtschaft der Klimakrise stellt, desto mehr kann die notwendige Transformation noch selbst gestaltet werden. Unternehmen, die diese Herausforderung annehmen, erhalten die Möglichkeit, klimafit und damit zukunftsfähig zu wirtschaften“, sagt WWF-Klimaexperte Stefan Ropac.
Das Projekt wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „Energy Transition“ durchgeführt.
Veranstaltungshinweis: Am 21.06.22 um 15.30 stellen der WWF Österreich und das Nachhaltigkeits-Beratungsunternehmen denkstatt im Impact Hub Vienna (Lindengasse 56, 1080 Wien) die Ergebnisse des Projektes „Wege in eine 1,5° Wirtschaft“ vor und laden zum Austausch ein. Um Anmeldung wird gebeten unter stefan.ropac@wwf.at.