Mit 400 Windrädern hat Oberösterreich ein hohes Windstrompotenzial. Bis 2030 könnten bereits 200 Windräder errichtet sein, dafür bedarf es aber einer Änderung der Rahmenbedingungen. „Ein halbes Prozent der oberösterreichischen Landesfläche mit Windparks zu belegen, wobei 99 Prozent dieser Fläche nach wie vor land- oder forstwirtschaftlich nutzbar bleiben, ist wohl keine übergebührliche Veränderung des oberösterreichischen Landschaftsbildes“, bemerkt Joachim Payr, Obmann der IG Windkraft Oberösterreich. Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, ergänzt: „Oberösterreich muss zur Absicherung des Wirtschaftsstandortes alle erneuerbaren Potentiale nutzen, um das wichtigste Industriebundesland Österreichs bleiben zu können. Der Windkraft kommt durch das Erzeugungsmaximum im Winter eine besondere Bedeutung zu.“
Mit einem Potenzial von 400 Windrädern und einer Stromerzeugung von 6 TWh könnte Oberösterreich ein Drittel seines derzeitigen Stromverbrauches durch Windstrom bereitstellen. „Damit zählt Oberösterreich zu den windstarken Bundesländern Österreichs“, bemerkt Payr. Um diese Windstrommenge zu erzeugen, würden lediglich auf einem Prozent der oberösterreichischen Landesfläche Windparks stehen. 99 Prozent der von den Projekten belegten Fläche bleibt dabei nach wie vor land- oder forstwirtschaftlich nutzbar. „Windkraft und ein schönes Landschaftsbild in Oberösterreich sind daher kein Widerspruch, selbst wenn man Windräder nicht schön finden würde“, bemerkt Payr.
200 Windräder bis 2030
Bis 2030 könnte in Oberösterreich bereits die Hälfte des Windpotenzials gehoben werden, das wären 200 Windräder mit einer jährlichen Erzeugung von 3 TWh. Diese Strommenge entspricht 18 Prozent des derzeitigen Stromverbrauchs. „Dieses Ziel ist anspruchsvoll, aber bei politischem Willen erreichbar“, bemerkt Moidl: „Voraussetzung dafür ist die Änderung einzelner Rahmenbedingungen für den Windkraftausbau in Oberösterreich.“ Der Windmasterplan sollte abgeschafft werden und bei Naturschutz und Landschaftsbild braucht es einen pragmatischen und fachlich fundierten Zugang wie in anderen Bundesländern. Abstände zu Wohngebäuden sollten sich an fachlichen Kriterien orientieren. „11 Länder in Europa haben gar keine Mindestabstände implementiert und der Durchschnitt liegt zwischen 300 und 750 Meter“, berichtet Moidl: „Die überschießenden Mindestabstände in Oberösterreich sollten daher angepasst werden.“ Derzeit ist es auch nicht möglich, Einzelanlagen oder einen Windpark mit zwei Windrädern in Oberösterreich zu errichten. Darüber hinaus bedarf es rechtlicher Änderungen beim Repowering, damit alte Windräder in Oberösterreich wirklich ersetzt werden können. „Dies alles sind keine großen Änderungen und es geht darum, sich den aktuellen Stand der anderen Windbundesländer in Österreich zum Vorbild zu machen“, so Payr. Wie schnell Änderungen vorgenommen werden können, sieht man auch im Nachbarland Bayern. Erst kürzlich hat Ministerpräsident Söder den Ausbaustillstand in Süddeutschland beendet und bis 2030 mehr als 1.000 neue Windräder angekündigt. 40 Windräder in einem einzigen Windpark sollen dabei das bayrische Chemiedreieck mit sauberem Strom versorgen.
Windräder zur Absicherung des Industriestandortes
Kein anderes Bundesland verfügt über eine so große Dichte von Industriebetrieben wie Oberösterreich. Im letzten Jahr stellte die Energiekrise eine hohe Belastung für die Betriebe dar und ein dauerhaftes Ende der Krise ist nicht in Sicht. Um die Firmenstandorte abzusichern, braucht es in Oberösterreich leistbaren erneuerbaren Strom. „Gerade für Oberösterreich als wichtigstes Industriebundesland mit dem höchsten Stromverbrauch in Österreich ist der zusätzliche Windstrom von besonderer Bedeutung“, bemerkt Moidl und weist einmal mehr darauf hin, dass die Windkraft zwei Drittel ihres Stroms im Winterhalbjahr erzeugt, wo derzeit die Winterlücke hohe Stromimporte notwendig macht und die Kosten in die Höhe treibt. „Der Ausbau der Windkraft ist die Lebensversicherung für den Wirtschaftsstandort in Oberösterreich und ein Garant für eine leistbare Stromversorgung der Bevölkerung“, so Moidl abschließend.