„ESG nicht zu verbessern ist existenzgefährdend“

Foto v.l.n.r.: Gerald Reidinger, Brigitta Schwarzer, Karl Banyai, Manfred Kainz

Es sind zwei Themen, die quer durch die Wirtschaft in aller Munde sind und in der Praxis ineinander greifen: der Weg zum Klimaziel „Zero Emission“ und die Entwicklung der Energiemärkte. Beide Themen standen im Fokus der exklusiven Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Ein energi(e)scher Abend“ in der Wiener Veranstaltungslocation kwartier15. Geladen waren ausgewählte Finanzdienstleister und Energiefachleute; eingeladen hatte unter anderen INARA Governance & Compliance. Wie bewegend die Themen sind, zeigte, dass der Saal trotz Urlaubszeit bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Investieren zur Eindämmung des Klimawandels

Das war das Motto des Vortragenden Karl Banyai, Sales Director Austria von Franklin Templeton Asset Management. Franklin Templeton ist die sechstgrößte (banken)unabhängige Vermögensverwaltungsgesellschaft der Welt: mit 1,3 Billionen (!) Euro under management. Der Finanzierungs- und Investmentsektor ist spätestens seit der sogenannten EU-Taxonomie-Verordnung der zentrale Hebel (Leverage) für die umweltverträgliche Transformation der Wirtschaft (Stichwort z.B. der European Green Deal der EU). ESG-Konformität, also umweltschonendes (E) & soziales (S) Wirtschaften mittels verantwortungsbewusster Unternehmensführung (Governance, G), soll zum Mainstream werden.

Investments mit Impact

Franklin Templeton Österreich Director Banyai machte dementsprechend gleich am Beginn klar: „Wenn Unternehmen nicht trachten ESG-konform zu sein, können sie letztlich ihre Produkte nicht mehr verkaufen, ihre Erlöse werden sinken.“ Wenn Unternehmen nicht versuchen, auch im sozialen Bereich „Best in Class“ zu sein, werden ihnen im Wettbewerb Mitarbeiter abhanden kommen bzw. sie keine anziehen. Und, als Beispiel für good Goverance, Investoren müssen der Unternehmensbilanz vertrauen können, um (weiter) Finanzierung zu geben. Banyai: „ESG nicht zu verbessern, ist für Unternehmen existenzgefährdend.“

Unter dem neuen Lebensmotto „fair and sustainable lifestyle“ sollen Investitionen Auswirkungen haben: nämlich Emissionsvermeidung. Das das bei Anlegern gefragt ist, zeigt die stetige Zunahme der Zahl der nachhaltigen Finanzprodukte mit dem österreichischen Umweltzeichen UZ49. Als Beispiele nannte Banyai den Templeton Global Climate Change Fund und den Franklin Templeton (Legg Mason) ClearBridge Infrastructure Value Fund, der in ESG-fokussierte Infrastruktur als nachhaltige Anlageklasse mit Potential investiert.

Energie in Transformation

Energieinfrastruktur war auch Thema des Vortragenden Gerald Reidinger, Leiter der Investor Relations und des Konzerncontrolling des börsenotierten Energieversorgers EVN AG. Deren „Strategy 2030“ lautet „More sustainable. More digital. More efficient“. Die EVN sei mit ihrer Climate initiative, ihren taxonomy-aligned Investments und Ratingverbesserungen ein „ESG stock“. Man unterstütze den „EU Green Deal“ Aktionsplan zur Umlenkung der Kapitalströme hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft.

Sechs Herausforderungen

Am EU-Strombinnenmarkt seien die Preise nach wie vor volatil, das Preisniveau europaweit weiterhin hoch, so Reidinger. Um die Ausbauziele für Erneuerbare Energie gemäß der Ausbaustrategie der Österreichischen Bundesregierung zu erreichen und die Energiewende im geplanten Zeitraum tatsächlich zu schaffen brauche es noch milliardenschwere Investitionen ins Hochspannungsnetz: zusätzliche Umspannwerke, Verdopplung der 380-KV-Leitungslänge. Als die sechs „Herausforderungen für die Zukunft“ nannte Reidinger daher: die Versorgungssicherheit, den Ausbau der Erneuerbaren Energien, die Erweiterung der Netze, die Klimaneutralität, den Sommer-Winter-Ausgleich, sowie die Finanzierung der Energiezukunft. Wo sich der Kreis zu den Playern des Investmentsektors, wie Franklin Templeton, schliesst…

Foto v.l.n.r.: Gerald Reidinger (EVN), Brigitta Schwarzer (INARA), Karl Banyai (FRANKLIN TEMPLETON), Manfred Kainz (Moderation, Autor UMWELT JOURNAL)

Text: Manfred Kainz

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