Wien Energie reduziert Anteil des russischen Erdgases

Foto: Michael Strebl, Peter Hanke © David Bohmann

Nach einem überdurchschnittlich warmen Start in den Oktober sinken jetzt die Temperaturen deutlich und die Heizsaison beginnt. Bei weiterhin angespannter geopolitischer Lage hat Wien Energie zahlreiche Maßnahmen zur Sicherstellung der Wärmeversorgung im kommenden Winter gesetzt. Ein wesentlicher Meilenstein ist dabei die Beschaffung von großen Mengen nicht-russischem Erdgas, um die Abhängigkeit weiter zu reduzieren.

Gemeinsam mit einem langjährigen Handelspartner konnte Wien Energie als Österreichs größter Energieversorger 2,5 Terawattstunden Erdgas von alternativen Produzenten, größtenteils aus Norwegen, für die Fernwärmeerzeugung sichern. Das entspricht gut 30 Prozent des benötigten Gas-Einsatzes in der Heizperiode 2023/24 oder umgerechnet dem jährlichen Wärmebedarf von 300.000 Haushalten. Zusammen mit den gut gefüllten Speichern, der Müllverbrennung sowie eingelagertem Heizöl könnte damit auch bei einem unerwarteten Lieferstopp aus Russland die Wärmeversorgung aufrechterhalten werden.

„Wien Energie unternimmt massive Anstrengungen, um die Abhängigkeit von russischem Erdgas weiter zu reduzieren. Ich begrüße es sehr, dass es gelungen ist, für diese Heizsaison 30 Prozent der benötigten Mengen aus nicht-russischen Quellen aufzustellen. Das macht die Fernwärme in Wien unabhängiger und die Wiener*innen können sich auf die zuverlässige Wärmeversorgung auch in Krisenzeiten verlassen!“, betont Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft und Wiener Stadtwerke.

„Die Versorgungssicherheit hat für uns oberste Priorität. Bereits im vergangenen Jahr haben wir eine Terawattstunde von alternativen Produzenten beschafft, heuer konnten wir diesen Anteil nochmal deutlich erhöhen. Unsere Speicherkapazitäten sind mit rund 98,5 Prozent gut gefüllt, wir sind also für den Winter sehr gut aufgestellt. Wichtig ist aber auch: Langfristig müssen wir zu 100 Prozent raus aus Erdgas – egal von welchem Lieferanten. Großwärmepumpen, Geothermie und Wasserstoff sind hier die Mittel der Wahl“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Für die Beschaffung des nicht-russischen Erdgases nimmt Wien Energie Mehrkosten von gut einer Million Euro in die Hand.

Raus aus Gas bringt Unabhängigkeit und Preisstabilität

Das Wiener Fernwärmesystem zählt schon heute zu den Vorreiter-Modellen Europas und durch die zentrale und effiziente Erzeugung zu einer der umweltschonendsten Heizformen. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz (unter 10 Prozent). Etwa ein Drittel kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme.

Bis 2040 soll die Fernwärme komplett klimaneutral und damit unabhängig von fossilen Energieträgern wie Erdgas sein. Dafür kommen vor allem Großwärmepumpen und Geothermie zum Einsatz. Ganz konkret wird noch in diesem Jahr die leistungsstärkste Großwärmepumpe Europas in Betrieb genommen, die die Abwärme aus der Kläranlage in Simmering nutzen und im Vollausbau ab 2027 Fernwärme für umgerechnet bis zu 112.000 Haushalte erzeugen wird.

„Um in Zukunft von weltweiten Energiekrisen und explodierenden Großhandelspreisen unabhängig zu werden, ist es notwendig, den Anteil an Erneuerbaren in der Fernwärme zu erhöhen und auf fossile Energieträger in der Wärmeerzeugung zu verzichten“, erklärt Strebl und fährt fort: „Je höher der Anteil an Abwärme, Geothermie und Erneuerbaren in der Fernwärme sein wird, desto stabiler werden sich auch die Preise für unsere Kund*innen gestalten.“ Kurzfristig setzt das Unternehmen auf Entlastungsmaßnahmen für seine Fernwärme-Kund*innen. Bei den neuen Teilbeträgen für die Heizsaison 2023/24 bzw. das Kalenderjahr 2024 kann ein durchschnittlicher Wiener Haushalt bei gleichbleibendem Verbrauch abhängig vom Vertrag mit 20 bis 50 Prozent geringeren laufenden Kosten als im Vorjahr rechnen.

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