Klimastrategie als Fahrplan für klimaneutrales Gesundheitswesen vorgestellt

Foto: Ruperta Lichtenecker, Leonore Gewessler, Johannes Rauch, Karin Schanes © GÖG, Monika Fellner

Der Gesundheitssektor ist für 7 Prozent des CO2-Ausstoßes in Österreich verantwortlich. Damit auch das Gesundheitswesen bis 2040 klimaneutral wird, erarbeitet die Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag des Gesundheitsministeriums die Klimastrategie für das Gesundheitswesen. Der Entwurf, der mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen entwickelt und erarbeitet wurde, ist bei der Klimaenquete am Dienstag erstmals zentralen Organisationen aus den Bereichen Gesundheit und Klimaschutz präsentiert worden. Sie sieht unter anderem Maßnahmen beim Einsatz von Arzneimitteln und Medizinprodukten, im Abfall- und Ressourcenmanagement sowie bei der Energieversorgung von Gesundheitseinrichtungen vor. “Die Klimakrise hat dramatische Auswirkungen auf die Gesundheit vieler Menschen. Umso wichtiger ist es, dass Gesundheitseinrichtungen Vorbild auf dem Weg zur Klimaneutralität sind”, betonten Gesundheitsminister Johannes Rauch und Umweltministerin Leonore Gewessler bei der Enquete. Die Klimastrategie für das Gesundheitswesen wird bis Mitte 2024 fertiggestellt.

Die österreichische Bundesregierung hat sich im Regierungsprogramm die Klimaneutralität bis 2040 zum Ziel gesetzt. Der Gesundheitssektor ist dabei ein wichtiger Faktor, da er für rund 7 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Um auch das Gesundheitswesen klimaneutral zu gestalten, hat das Gesundheitsministerium das Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) mit der Erarbeitung einer Klimastrategie beauftragt. Die Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen ist die fachliche Basis für die Transformation des Gesundheitssektors zur Klimaneutralität. Fachlich wird die Erarbeitung der Strategie von namhaften Expert wie der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb und Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt begleitet.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler betont: “Im Kampf gegen die Klimakrise setzen wir an allen Stellen zentrale Hebel in Bewegung. Auch im Gesundheitsbereich können wir für mehr Klimaschutz viel erreichen. Mit der stärkeren Nutzung von erneuerbaren Energien können wir unabhängig von teuren, fossilen Energieimporten werden. Durch die thermische Sanierung von Gebäuden oder den Wechsel auf klimafreundliche Heizungsanlagen können auch Gesundheitseinrichtungen effizienter wirtschaften, die Aufenthaltsqualität für die Menschen verbessern und dabei aktiv das Klima schützen. Das sorgt für mehr Klimaschutz für alle.“

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

Mit der Strategie für ein klimaneutrales Gesundheitswesen soll die Gesundheitsversorgung in höchster Qualität bei gleichzeitig geringster Klima- und Umweltbelastung erreicht werden. Dazu wurden klimarelevante Handlungsfelder identifiziert, beispielsweise Arzneimittel und Medizinprodukte, Transport und Mobilität, Gebäude und Grünraum, Ernährungssystem oder Abfall und Ressourcen. Für jedes dieser Handlungsfelder werden Ausgangssituation, Klimarelevanz, Handlungsempfehlungen sowie vorbildliche Praxisbeispiele dargestellt.

Medizinische Produkte und Arzneimittel haben beispielsweise einen Anteil von rund 38 Prozent am CO2-Fußabdruck des österreichischen Gesundheitssystems. Zu den Handlungsempfehlungen gehören nachhaltige Beschaffungskriterien, der Umstieg von einmal verwendbaren Medizinprodukten auf Mehrfachnutzung oder die Optimierung von Verpackungsgrößen zur Reduktion von Verpackungsmüll und Arzneimittelverwurf.

Einen Anteil von circa zwölf Prozent am CO2‐Fußabdruck des Gesundheitswesens hat der Personenverkehr, der vom Gesundheitswesen verursacht wird. Im Handlungsfeld Transport und Mobilität bietet der Ausbau digitaler Gesundheitsangebote großes Potential zur Emissionseinsparung. Verkehr, der sich nicht vermeiden lässt, sollen entsprechende Anreize gestaltet werden damit auf klimafreundliche Verkehrsmittel (Fahrrad, Bus, Zug etc.) umgestiegen wird.

Auch in den anderen Handlungsfeldern sieht das Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit große Einsparungsmöglichkeiten. Die Klimastrategie schlägt vor sowohl Anreize als auch Verbindlichkeiten so zu gestalten, dass, Umwelt- und Klimaschutz für Gesundheitseinrichtungen mittelfristig strukturell und rechtlich zu verankern ist und dies auch mit entsprechenden Finanzierungen und Förderungen zu unterstützen. Damit kann Klimaschutz nachhaltig umgesetzt werden, was eine sehr wichtige Nutzenstruktur für alle hat. Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im Gesundheitswesen hat viele Vorteile, die es zu nutzen gilt:

  • Positive Effekte auf die individuelle Gesundheit und die Bevölkerungsgesundheit
  • Reduktion von Kosten in den Gesundheitseinrichtungen und für die öffentlichen Haushalte
  • Schaffung eines klimafreundlichen und gesundheitsfördernden Umfeldes für Mitarbeiter und Patienten
  • Erhöhung der Versorgungssicherheit und der Resilienz
  • Stärkung des Images des Gesundheitssektors

Gesundheitsminister Johannes Rauch: „Die Klimakrise hat enorme Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Deshalb hängen Klimaschutz und Gesundheit besonders eng zusammen. Die Verantwortlichen im Gesundheitsbereich wissen das. Das Interesse an den Maßnahmen und die Bereitschaft zum aktiven Klimaschutz sind groß. Die Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen gibt nun die Rahmenbedingungen, Handlungsfelder und Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von konkreten Klimaschutzmaßnahmen im Gesundheitswesen vor und zeigt, wie die notwendigen Instrumente ausgestaltet werden sollen und müssen. Das Gesundheitssystem wird damit in Österreich zu einem Vorbild für viele andere Bereiche. Mit der innovativen Strategie „Klimaneutrales Gesundheitswesen“ wird Österreich internationale Vorreiterrolle einnehmen.“

Klimafitte Gesundheitseinrichtungen als Vorreiter

Wichtige Schritte werden bereits mit dem Erfolgsprojekt „Beratung klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ gesetzt. Bereits über 300 Gesundheitseinrichtungen nehmen an dem erfolgreichen Projekt, das international einzigartig ist und als best practice gilt, teil. Sie erhalten kostenlose Beratung und Unterstützung durch Experten bei der Erstellung und Umsetzung eines individuellen Klima-Aktionsplans. Aufbauend auf diesem Projekt des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit, hat das Klimaschutzministerium gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und der Gesundheit Österreich GmbH zwei neue Förderschienen entwickelt. Für Krankenhäuser und Rehabilitationszentren sowie Senioren- und Pflegeheime gibt es für die nächsten Jahre ein sehr umfassendes Paket, mit der sie bei Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen unterstütz werden. Die maximale Förderobergrenze pro Projekt beträgt 6 Millionen Euro. Das Klimaschutzministerium hat dafür vorläufig 350 Millionen Euro an Fördermittel bis 2030 aus den Energieeffizienzmitteln der Umweltförderung im Inland reserviert.

Darüber hinaus hat das Klimaschutzministerium für Krankenanstalten und Rehakliniken eine spezielle Förderschiene aufgelegt. Die thermische Sanierung von Gebäuden, ebenso wie die Heizungsoptimierung, die Optimierung der Dampfbereitstellung für Befeuchtung und Desinfektion oder die Installation von effizienten Lampen wird mit 40% der Investitionskosten und bis zu 6 Millionen Euro im Rahmen der Umweltförderung im Inland unterstützt.

„Gesundheitseinrichtungen, die Maßnahmen im Klimaschutz umsetzen, werden zum Vorreiter und Vorbild und haben damit viele Vorteile wie Kostenreduktion, Schaffung eines klimafreundlichen und gesundheitsfördernden Umfeldes für Patienten und Mitarbeiter sowie die Stärkung der Versorgunssicherheit und Resilienz“, betont Ruperta Lichtenecker, Leiterin des Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit an der Gesundheit Österreich GmbH. „Das große Interesse der Gesundheitseinrichtungen zeigt, dass Klimaschutz und die Notwendigkeit hier aktiv zu werden, auch im Gesundheitssektor angekommen ist!“

(Bild: Ruperta Lichtenecker, Leonore Gewessler, Johannes Rauch, Karin Schanes © GÖG, Monika Fellner)

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