Klimaexperte warnt vor Stillstand bei der Energiewende in Europa

Foto: eFuel-Produktion © HF Global

Professor Robert Schlögl, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, warnte gestern Abend in einem Vortrag vor dem Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik vor einem Stillstand in der europäischen Klimapolitik. „Es reicht bei weitem nicht aus, Elektromobilität einzuführen, das wirkt viel zu langsam.“ Hinzu müsse eine treibstoffseitige Maßnahme für den Fahrzeugbestand treten. An eFuels führt laut dem Chemieprofessor kein Weg vor, sie seien sowieso unverzichtbar, und der Weg sollte so rasch wie möglich frei gemacht werden.

Die Begrenzung der Emissionen soll besser heute als morgen angegangen werden, denn wenn Kipppunkte des Weltklimas (Entwaldung, Schmelzen der Gletscher, Freisetzen von CO2 aus dem Boden) erreicht werden, gäbe es kein Zurück mehr. Den Energieaufwand bei der Herstellung der eFuels zu hinterfragen sei nicht sinnvoll, „mit 1,5% der Erdoberfläche sei das Energieproblem der Welt zu lösen“, unterstreicht der Humboldtstiftungs-Präsident. Zum Vergleich: Deutschland stellt 2% für Windparks an Land zur Verfügung. „Junge Technologien müssen sich entwickeln können, spätere Technologie-Generationen werden effizienter sein als die heutigen, um dort hinzukommen, muss man jetzt starten.“ Bei Wasserstoff ist die EU leider auf der Kriechspur, statt auf der Überholspur.

Wichtiges wird nicht angegangen

„Europa müsste sofort mit Entwicklungs- und Schwellenländern Energiepartnerschaften eingehen, damit dort anstelle klimaschädlicher Kohlekraftwerke die lokal verfügbaren unerschöpflichen Energieressourcen genutzt werden“, urgiert Robert Schlögl. „Wir sollten rasch jene Elemente austauschen, die das Klimaproblem erzeugen, also z. B. den fossilen Energieträger durch eFuels, aber nicht einen Systemwechsel machen, der komplett neue Infrastruktur (zB neue Wasserstoff-Tanker oder Umrüstung von Pipelines) erfordert, deren Realisierung viel Zeit benötigt.“ Als potenzielle Produzenten klimaneutraler eFuels wurden bereits 38 Länder identifiziert, die Europa schon vor 2030 von toxischen Abhängigkeiten befreien könnten.

In der Diskussion machte sich Unverständnis breit, dass die Europäische Union, die sich gern als Vorreiter präsentiert, die Entwicklung blockiere. Es gibt keine Wasserstoffstrategie, keine Wasserstoffpolitik und schon gar keine tauglichen Rechtsrahmen für Investoren. Wasserstoffderivate lässt die EK links liegen, weil sie glaubt, damit ihren Elektroauto-Ambitionen zu schaden. Damit nimmt sich Europa aus dem Rennen mit China und den USA, die derzeit Investoren wie ein Magnet anzieht.

Dass der Wasserstoffboom an Europa vorbeigeht, hat auch die Kommissionspräsidentin Ulrike von der Leyen erkannt, und verspricht Förderungen. „Damit wird sie nicht viel bewirken, denn zuerst muss einmal definiert werden, welcher Wasserstoff als grüner Wasserstoff anerkannt wird, ohne diesen Rahmen wird keiner investieren oder Produkte für den europäischen Markt bestellen“, kritisiert eFuel Alliance Österreich Geschäftsführer Stephan Schwarzer. „Seit drei Jahren schafft es die Kommission nicht, praktikable Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, die bekannten Entwürfe hindern Investoren, vorbereitete Lösungen zu realisieren, weil sie mehr verbieten als erlauben.“

Schweiz aus guten Gründen gegen E-Auto-Monopol

Dass bei kühlem Verstand die Doppellösung – e-Autos und eFuels – weit effizienter ist als der E-Auto-Zwang, sagt nicht nur der weltweit renommierte Vortragende, das zeigt auch die Schweiz, die pragmatisch und ohne ideologische Scheuklappen beschließt, den Weg für PKW mit klimaneutralen Treibstoffen offenzuhalten.

Rund um den Vortrag waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, dass Europa im Begriffe ist, seine Automobil-Industrie an den Wirtschaftsraum Asien auszuliefern. Dort produzierte E-Autos haben Preisvorteile, die Wirtschaftsmacht China verfügt über den Großteil der Rohstoffe. „Europäische Produzenten einschließlich Volkswagen werden die Benzin- und Diesel-PKWs weiterhin für den Weltmarkt produzieren, aber eben nicht in Europa. Bis 2030 werden E-Autos weniger als 20% des Fahrzeugbestands weltweit ausmachen und daher keine Halbierung der CO2-Belastungen zu Wege bringen.“

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