Novelle zu ISO 50001 steht in den Startlöchern
Zuerst die gute Nachricht: Die Nutzer ISO 50001 wird freuen, dass die Gliederung des neuen Normentwurfs erwartungsgemäß nach der „High Level Structure“ erfolgt. Die ISO 50001 folgt damit den Normen 14001:2015 und 9001:2015 und erleichtert damit den Anwendern die Integration verschiedener Managementsystem-Normen in ihr betriebliches Managementsystem.
Autor: Carl Ebelshaeuser, Lloyd's Register
Die neue ISO 50001 basiert dabei auf einem systematischen, daten- und faktenbasierten Ansatz mit dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung der energetischen Leistung. Diese Verbesserung ist auf Basis definierter Kennzahlen im Vergleich zur zugehörigen energetischen Ausgangsbasis zu bewerten. Diese Anforderungen aus der Revision entsprechen den bereits in den Regelungen der seit 14. Oktober 2017 geltenden Akkreditierungsnorm ISO 50003. Daher wird der Übergang auf die neue ISO 50001 den Unternehmen deutlich leichter fallen, die ihre Energiemanagementsysteme bereits an die diesbezüglichen Anforderungen der ISO 50003 angepasst haben.
Chancen- und risikobasierter Ansatz
Daneben setzt die neue ISO 50001 erwartungsgemäß inhaltlich neue Schwerpunkte. Wie andere Managementsysteme auch, basiert sie auf einem chancen- und risikobasierten Ansatz. Hierbei identifiziert das Unternehmen Situationen und Gegebenheiten, die für den Energieverbrauch und die Verbesserung der energetischen Leistung begünstigend sein können, aber auch Situationen, bei deren Eintreten negative Auswirkungen auf den Energieverbrauch zu befürchten sind. Basierend auf dieser Analyse gilt es, im Rahmen des Energiemanagementsystems Prozesse so zu steuern und zu organisieren, dass erkannte Risiken möglichst nicht eintreten und identifizierte Chancen auch tatsächlich realisiert werden.
Wie bei den anderen Managementsystemnormen, erfordert auch die neue ISO 50001 eine Analyse des Kontextes des Unternehmens, sowie deren interessierte Parteien. All dies kann dazu führen, dass der Anwendungsbereich erweitert und die energetische Planung im Rahmen der Zertifizierung angepasst werden muss.
Im Unterschied zur bisherigen ISO 50001 entfällt die Verpflichtung der obersten Leitung, einen Energiemanagementbeauftragten zu bestellen. Die diesbezüglichen Aufgaben werden durch ein zu benennendes Energiemanagementteam wahrgenommen. Weitere wichtige Änderungen resultieren aus der neuen Struktur und folgen damit den anderen Managementsystem-Normen. Mit der Revision der ISO 50001 ist eine klare Kommunikationsstrategie für die interne und externe Kommunikation von Belangen des Energiemanagementsystems gefordert.
Neue Akkreditierungsbestimmungen
Die DIN ISO 50003:2004 definiert Forderungen an Zertifizierungsorganisationen, die diese im Zertifizierungsprozess ab dem 14. Oktober 2017 umsetzen müssen. Daher sind Unternehmen, die bereits nach der ISO 50001 zertifiziert sind oder eine entsprechende Zertifizierung anstreben von einigen Forderungen betroffen. Alle bisher erteilten Zertifikate behalten aber auch nach dem 14. Oktober 2017 weiterhin ihre Gültigkeit.
Bei der Auditierung von Energiemanagementsystemen gemäß ISO 50001 wird zum Beispiel ein deutlicher Fokus auf Leistungsverbesserung gefordert. Schon bei Erstaudits muss, wie auch bei Betreuungs- und Rezertifizierungsaudits, zwingend für eine Zertifizierung die kontinuierliche Verbesserung der energetischen Leistung („energy performance“) nachgewiesen werden.
Auch die Dauer von Audits zur Zertifizierung von Energiemanagementsystemen gemäß ISO 50001 basiert zukünftig stärker auf den unternehmensspezifischen Gegebenheiten, die die energetische Leistung beeinflussen. Die bislang gültige Kalkulationsvorgabe der DAkkS (Dokument 71 SD 6 022) tritt gleichzeitig außer Kraft. Im Grundsatz bestimmt sich die Dauer nach wie vor anhand der Mitarbeiteranzahl und der Komplexität.
Die Änderungen richten den Aufwand der Zertifizierung zukünftig deutlich stärker an der Energierelevanz des Unternehmens aus. Dies führt jedoch nicht grundsätzlich zu höheren Auditaufwänden. Allerdings haben die Änderungen zur Folge, dass der Zertifizierer zukünftig deutlich differenziertere Eingangsinformationen vom Unternehmen benötigt, um eine Kosteneinschätzung für die Zertifizierung anbieten zu können.
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