Erste Müllverbrennungsanlage Österreichs feiert 60-jähriges Jubiläum

Foto: Müllverbrennungsanlage Flötzersteig © C Stadler, Bwag

Am 25. April 1963 ist erstmals das Müllfeuer der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig im 16. Wiener Gemeindebezirk entzündet worden. Die Anlage war damals die erste thermische Abfallbehandlungsanlage in ganz Österreich. 1985 wurde sie von Wien Energie übernommen. Heute werden hier jährlich etwa 200.000 Tonnen Restmüll der Wiener*innen verwertet. Im Zuge der Verbrennung wird das Volumen des Mülls auf ein Minimum reduziert und Schadstoffe unschädlich gemacht. Die dadurch freigesetzte Energie wird umgewandelt und für die Wärmeversorgung zehntausender Haushalte verwendet.

„Die nachhaltige Müllverwertung ist mit dem Bau der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig erstmals in den Fokus gerückt. Durch die Technologie wurde sowohl die Entsorgung von Müll und damit eine saubere Stadt, aber auch die Versorgung mit Energie und sinnvolle, umweltfreundliche Weiterverwendung von Reststoffen ermöglicht. 60 Jahre später ist diese Kreislaufwirtschaft aktueller denn je. Delegationen aus der ganzen Welt reisen nach Wien, um unsere Anlagen zu besichtigen. Laufend wird daran gearbeitet diese Prozesse weiter zu optimieren, um für eine nachhaltige Zukunft zu sorgen. Der Flötzersteig ist ein wichtiger Teil davon“, betont Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Geschichte des Flötzersteigs

Aufgrund des steigenden Konsums der Bevölkerung und der Einführung eingepackter Produkte wurde 1959 vom Gemeinderat der Stadt Wien der Beschluss zur Müllverbrennung gefasst. Bereits im gleichen Jahr wurde der Grundstein der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig gelegt. Mit der Inbetriebnahme vier Jahre später wurden rund 60 Prozent des damals anfallenden Mülls in Wien verwertet. Die dadurch entstandene Fernwärme konnte zugleich von umliegenden Gebäuden genutzt werden. Hauptabnehmer waren zu dieser Zeit das umliegende Wilhelminenspital, das Geriatriezentrum Baumgartner Höhe sowie das Ottakringer Bad. Auch heute noch zählen das Ottakringer Bad, das Otto-Wagner-Spital, die Zentralwäscherei und der Wiener Gesundheitsverbund zu den Hauptnutzern der Fernwärme vom Flötzersteig. Die Müllverbrennungsanlage ist damit wichtiger Bestandteil der Wärmeerzeugung und Kreislaufwirtschaft.

Flötzersteig: Mehr als nur eine Müllverbrennungsanlage

In den 60 Jahren hat sich die Technik stark weiterentwickelt. 1990 wurde die komplette Kesselanlage generalsaniert, um den Wirkungsgrad der Anlage zu verbessern. Über die Folgejahre wurde eine moderne, mehrstufige Abgasreinigungsanlage eingebaut. Dank der kontinuierlichen Sanierungsschritte und dem Einsatz modernster Technik in der Rauchgasreinigung können deshalb die gesetzlich vorgeschriebenen, strengen Emissionsgrenzwerte noch weit unterschritten werden. 2020 wurde zudem die Leitwarte am Flötzersteig modernisiert.

Der Standort Flötzersteig wird aber auch in anderen Bereichen wie z.B. beim Thema Umwelt laufend adaptiert und erweitert: Der Fokus liegt dabei auf der Erschaffung von Biodiversität. Mittels Bepflanzung unterschiedlicher Obstbäume und Begrünung konnte am Flötzersteig eine pflanzliche Vielfalt entstehen. 2022 wurden über 200.000 Bienen in fünf Bienenstöcken angesiedelt. Betreut werden die Stöcke zur Gänze biologisch von der Bezirksimkerei Wien.

Wiener Müllverbrennungsanlagen verwerten jedes Jahr mehr als 1 Million Tonnen Abfall

Die thermische Verwertung von Hausmüll ist in Wien gesetzlich verankert. Unbehandelte Abfälle dürfen in Österreich nicht deponiert werden. Die drei Müllverbrennungsanlagen Spittelau, Flötzersteig und Simmeringer Haide von Wien Energie sind daher zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Abfallbehandlung geworden. Darüber hinaus betreibt Wien Energie auch die Müllverbrennungsanlage Pfaffenau der Stadt Wien. Jährlich wird mit diesen Anlagen über eine Million Tonnen Abfall verwertet. Die Energie, die beim Verbrennen freigesetzt wird, wird über eine Turbine zu Strom umgewandelt. Die entstandene Wärme wird wiederrum in das Fernwärmenetz eingespeist und sichert damit zu einem wesentlichen Anteil die Wärmeversorgung der Stadt.

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