Nachhaltiges Wirtschaften wartet nicht auf Lieferketten-Richtlinie

Bild: Semperit-Vorstände - CFO Helmut Sorger (li.), CIO Gerfried Eder (re.)

Die so bezeichnete Lieferketten-Richtlinie der EU sorgt(e) für gehörige Aufregung. Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), wie das neue Regelwerk korrekt heißt, soll in Zukunft europäische Unternehmen ab einer gewissen Größe zu besonderer Sorgfalt verpflichten, was Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards in ihren (globalen) Liefer- und Wertschöpfungsketten betrifft.

Wie gehen heimische Unternehmen, die von der Richtlinie adressiert werden, damit um? Diese beginnen in der Regel nicht `bei Null´ und haben `nicht auf eine Richtlinie gewartet´, sondern schon bisher selbstständig Vorkehrungen und Checks für ihre Lieferketten.

Ratings

Beispiel Semperit-Gruppe (*): Der Vorstand (im Bild li: CFO Helmut Sorger, re: CIO Gerfried Eder) erklärte im Gespräch mit dem Umwelt-Journal, wie sie mit den Themen Sustainability, ESG und Lieferkette umgehen: Man habe die ESG-Ziele an die neue Konzernstruktur angepasst und die betreffenden Ratings verbessert. Heißt konkret: Im ESG-Rating von EcoVadis (laut Eigenangaben weltweit größter Anbieter von Nachhaltigkeitsprüfungen, -bewertungen und Sustainability-Ratings von/für Unternehmen) wurde Semperit 2023 im zweiten Jahr in Folge mit dem höchsten Label „Platinum“ ausgezeichnet. Und im Global Environmental Disclosure System CDP hat sich Semperit beim Kriterium `Climate Change´ auf C verbessert (nach C-) und erhielt erstmals das Rating für `Forest´ (C).

Diversity und Inclusion (D&I) hat der Konzern als „Fokuspunkt“ aufgenommen und in die ESG-Ziele integriert. Diese sind: Energieverbrauchsreduktion -5% bis 2030 (gemessen am Basisjahr 2023), Abfallreduktion -7%, CO2 Emissionsreduktion -10%, Unfallratenreduktion -8% jährlich, sowie in D&I Anstieg des Frauenanteils in allen Positionen um bis zu 1% jährlich bis 2030, u.a. mit der „Women Empowerment Initiative“.

Selbstverpflichtung

Ergänzend hat der Vorstand „ambitionierte“ Ziele für Nachhaltigkeit in der Lieferkette: Mindestens 75% der Gesamtausgaben der Industriegruppe sollen bis 2030 auf durch EcoVadis bewertete Lieferanten entfallen. Insgesamt setzt das Management bei ESG auf „Selbstverpflichtung“. Schon bisher wurde Sorgfalt auf die Lieferantenwahl gelegt, sodass aus heutiger Sicht kein Auslisten auf Grund der künftigen EU-Lieferkettenrichtlinie erforderlich erscheint.

200 Jahre

Mit Blick auf das heurige 200-Jahre-Jubiläum von Semperit meint CEO Karl Haider: „Man kann nicht 200 Jahre erfolgreich sein, wenn man nicht nachhaltig wirtschaften würde.“ 200 Jahre Unternehmensgeschichte (und 100 Jahre an der Wiener Börse) und eine gute Zukunft seien nur möglich, wenn man „Nachhaltigkeit in der Unternehmens-DNA hat“.

ESG und Lieferketten werden wohl auch Themen bei der kommenden ordentlichen Hauptversammlung am 23. April sein.

*) Die Semperit Gruppe ist ein global präsenter Pionier in der Produktion von hochwertigen Elastomer-Anwendungen mit technologischen Innovationen für industrielle Kunden, mit Werken u.a. in Tschechien, USA, Thailand & China. Hauptprodukte sind Handläufe für Rolltreppen, Puffer für (U-)Bahntüren, Hochdruck-Hydraulikschläuche, Track Belts, Seilbahnringe, Gleisplatten, Hochleistungs-Förderbänder u.ä. In Shanghai führt Semperit das weltgrösste Produktionswerk für Handläufe. Jeder dritte weltweit verwendete Handlauf stammt von dem österreichischen Unternehmen. (Anm.: Reifen, für die die Marke noch immer bekannt ist, produziert Semperit seit den 1980er-Jahren nicht mehr…)

Text: Manfred Kainz (im Bild Mitte)

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