Fraunhofer Institut will das Recycling revolutionieren

Foto: Recycling

Vor rund 20 Jahren sind die Forscher des deutschen Instituts Fraunhofer IVV für ihre Idee noch belächelt worden. Jetzt könnte eine neu entwickelte Methode das Recycling revolutionieren und damit die Umwelt schützen.

Die gesamte Branche ist in Aufruhr. Das neue, seit Januar 2019 in Deutschland geltende Verpackungsgesetz fordert mehr Recyclingfähigkeit bei Verpackungen, zugleich aber sollen diese Verpackungen weiter die Lebensmittelsicherheit gewährleisten. Eine Gratwanderung. 

Von den geforderten Recyclingquoten aber ist man in der Realität noch ein gutes Stück entfernt, wie Dr. Martin Schlummer (49), stellvertretender Leiter der Abteilung für Kunststoff-Recycling, erklärt. „In Europa liegen die Recyclingquoten bisher gerade mal bei knapp über 30 Prozent.“ Immerhin: Deutschland erreicht schon über 50 Prozent. Das große Aber: Die Zahlen sind letztlich schön gerechnet. Denn die Quoten werden anhand der Zulieferung gemessen, nicht am erzeugten Recyclat.“

Neues Verfahren könnte die Lösung bringen

Bisherige Verfahren laufen über maschinelle Sortierung des angelieferten Mülls sowie anschließende Zerstückelung und Reinigung. Ein System, das nicht nur bei Verbundsystemen scheitert, sondern dem ab einer bestimmten Partikel-Größenordnung Grenzen gesetzt sind, und das dementsprechend nie zu einem 100 Prozent reinem Recyclat kommt.

Die Methode, die das Fraunhofer IVV in langjähriger Arbeit seit dem Millennium entwickelt hat, könnte nun zu einer Zeitenwende in der Branche führen. „Wir sind in der Lage, Verbunde mithilfe eines Lösemittels zu trennen und so das gewünschte Zielpolymer in reiner Form zu erhalten, zum Beispiel PE“, berichtet Schlummer. Die kunststoffhaltigen Fremdmaterialien, die dabei herausgesiebt wurden, können im nächsten Schritt ebenfalls gelöst werden. Im Prinzip kann das Verfahren bis zum Kleinstanteil an Materialien weiterbetrieben werden. „Allerdings gibt es irgendwann eine Grenze, wo es sich nicht mehr lohnt“, sagt Schlummer. „Wir sind zufrieden, wenn wir 60 bis 80 Prozent des Materials verarbeitet bekommen.“

Die chemische Flüssigkeit, die selektiv für das jeweilige Material verwendet wird, fährt ebenfalls im Kreis. Sie bleibt nicht im Recyclat, sondern kann wiederverwendet werden. Stör- und Schadstoffe in Materialien, seien es Druckfarben, Lebensmittelgerüche oder Reststoffe, können beseitigt werden.

Damit greift das Verfahren an zwei Enden: „Zum einen können wir Fraktionen recyceln, die bisher keiner verarbeiten kann. Zum anderen entfernen wir alles, was bei der Produktnutzung in das Material hineindiffundiert ist, und das klassische Recycling nicht rauskriegt. Das hat eine unheimlich gute Auswirkung auf die Qualität.“ Und die sei wichtig für eine Kreislaufwirtschaft. „Denn jetzt kann ich aus den Recyclaten nicht nur Blumentöpfe herstellen, sondern mir auch Gedanken über neue Verpackungen machen.“ So hat Nivea zusammen mit dem Fraunhofer IVV Duschgel-Flaschen entwickelt, die aus hochwertigem Kunststoffrezyklat bestehen.

„Vor 20 Jahren sind wir für unsere Technologie belächelt worden“, erinnert sich Schlummer. „Inzwischen nimmt man die Technologie sehr ernst.“ Wird das CreaSolv-Verfahren das Recycling revolutionieren? „Das globale Interesse an der Technik zeigt uns, dass die Idee dahinter revolutionären Charakter hat“, sagt Schlummer. „Aus der Nische einer verrückten Idee sind wir jedenfalls längst raus.“

(Quelle: merkur.de)

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