Weichenstellung: Europäische Transportwirtschaft tagt in Wien

Foto: LKW

„Damit wir Waren in Europa klimafreundlicher transportieren können, benötigen wir leistungsstarke und moderne Infrastruktur. Die hochrangigen TEN-Netze müssen weiter ausgebaut werden, grenzüberschreitende Verkehre vereinfacht und ein gesamteuropäisches Schienenverkehrsnetz geschaffen werden. Hier ist die Politik in der Pflicht. Wir werden die ambitionierten Klimaziele nicht erreichen, wenn gleichzeitig die Infrastruktur fehlt, nicht effizient funktioniert oder nicht ausgebaut wird“, sagt Davor Sertic, Spartenobmann Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer Wien und seit April Präsident der Union of European Chambers of Commerce and Industry for Transport (UECC) im Rahmen der UECC-Konferenz, die aktuell in Wien stattfindet. Mit dabei sind hochrangige Vertreter aus zahlreichen EU-Ländern und diesmal auch aus den Wirtschaftskammern der Donauländer. „Wir repräsentieren die europäische Transportwirtschaft, wir sind viele, wir werden mehr und wir wollen die europäische Verkehrszukunft aus Sicht der Realwirtschaft mitgestalten“, sagt Sertic.

Resolution zur City-Logistik

Einig sind sich die UECC-Mitglieder bei der City-Logistik – der sogenannten letzten Meile. Im Rahmen der Konferenz wird eine Resolution verabschiedet. Die internationalen Wirtschaftskammern verständigen sich darin auf eine gemeinsame Strategie zur Verbesserung der innerstädtischen Logistik. So wird beispielsweise eine harmonisierte EU-Förderung zur Umrüstung von Fahrzeugflotten auf emissionsfreie Antriebstechnologien gefordert. Der städtische Ausbau der Tank- und Ladeinfrastrukturen für Wasserstoff und Strom, die Bereitstellung von kommunalen Flächen für Multimodal-Terminals und die Sicherung von innerstädtischen Flächen und Ladezonen zur Warenfeinverteilung sind u.a. erklärte Ziele.

Mehr auf die Schiene

Ein zentrales Ziel der europäischen Transportwirtschaft ist die Umsetzung der gesteckten Klimaziele durch die effizientere Nutzung eines gesamteuropäischen multimodalen Verkehrsnetzes. Das bedeutet eine stärkere Verzahnung der Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasser. Transnationale Transporte durch Europa auf der Straße sollen deutlich gesenkt und auf die Schiene verlagert werden. Die Straße spielt in diesen Zukunftsplänen nur noch in der regionalen Feinverteilung eine Rolle. Dafür wäre aber ein schnellerer Ausbau der Schieneninfrastruktur und eine Harmonisierung der Bahnsysteme notwendig, um mehr Tonnage auf die Schiene zu bringen, schneller durch Europa transportieren zu können und damit die Schiene gegenüber der Straße attraktiver und kostengünstiger zu machen. „Leider benötigen Veränderungen im Bahnbereich besonders lange. Aktuell muss an jeder Grenze der Lokführer gewechselt werden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von Schienengüterverkehren liegt bei nur rund 50 km/h. Es herrscht ein Wildwuchs an Systemen, Regelungen und Vorschriften. Auf den meisten Strecken sind schon Dampflokomotiven gefahren, mit moderner Infrastruktur hat das recht wenig zu tun. Von einem einheitlichen europäischen Eisenbahnsystem sind wir noch Jahrzehnte entfernt, die seitens der EU postulierte Verdoppelung des Schienengüterverkehrs bis 2050 ist aus heutiger Sicht utopisch“, erklärt Sertic und fordert daher seitens der Politik mehr Realismus ein. „Wir alle bekennen uns zu mehr Klimaschutz. Ohne entsprechende Infrastruktur werden wir aber die Klimawende im Verkehr genauso wenig schaffen wie bei der Energie“, sagt Sertic.

Die Donau als Zukunftshoffnung

Geht es nach der Transportwirtschaft und den internationalen Wirtschaftskammern soll die Donau im Warentransport eine stärkere und klimafreundliche Rolle spielen. Aber auch hier wären Infrastrukturinvestitionen notwendig. „Ausbau der intermodalen Donauhäfen, ein dichteres landseitiges E-Ladenetz für die Schifffahrt und die ganzjährige Schiffbarmachung vor allem östlich von Wien sind dringliche Maßnahmen. Ich denke, in der Donau schlummert noch viel mehr Potential als Transportweg und ich bin zuversichtlich, dass diese durch einen strategischen Schulterschluss der Donauländer gemeinsam gehoben werden können“, sagt Sertic.

Über die UECC

Die UECC wurde 1949 gegründet und schließt sich EU-weit aus regionalen Kammern zusammen, mit dem Ziel, die europäische Verkehrspolitik nachhaltig weiterzuentwickeln. Sie nützt dabei ihre Vorteile aus dem direkten Zugang zum Know-how lokaler und regionaler Handelskammern und ihre Verankerung auf europäischer Ebene und arbeitet diesbezüglich auch mit anderen europäischen Verbänden zusammen.

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