Spatenstich für 380-kV-Deutschlandleitung erfolgt

Foto: Starkstromleitung

Die Deutschlandleitung ist ein gemeinsames Projekt der beiden Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid AG (APG) und der TenneT TSO GmbH (TenneT). Am 9. März erfolgte auf deutscher Seite der Spatenstich für den grenzüberschreitenden Bauabschnitt.

Die neue 380-kV-Deutschlandleitung verläuft von St. Peter am Hart (Oberösterreich) bis nach Altheim (Bayern). Rund 2,5 Leitungskilometer werden dabei auf österreichischem Staatsgebiet verlaufen und den APG-Netzknoten St. Peter mit den Umspannwerken Simbach, Ottenhofen, Isar und Pleinting der TenneT in Bayern verbinden. Die Inbetriebnahme der neuen 380-kV-Leitung, die den Label des Project of common interest (PCI) auf europäischer Ebene trägt, ist für 2027 geplant.

„Der Spatenstich zur Deutschlandleitung ist ein wichtiger Meilenstein unserer intensiven Bemühungen, Österreich gut vernetzt im europäischen Strommarkt zu integrieren. Diese 380 kV Leitung schafft Sicherheit durch die Möglichkeit zum intensiven Stromaustausch sowie einen wesentlich verbesserten Zugang der österreichischen Stromkunden zum europäischen Strommarkt“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.

Bei dem feierlichen Termin der TenneT nahmen „Hausherr“ Tim Meyerjürgens, Geschäftsführer TenneT, Gerhard Christiner, technischer Vorstand APG, Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand APG, Markus Achleitner, Wirtschaftslandesrat Oberösterreich, Hubert Aiwanger, bayrischer Wirtschaftsminister und Markus Söder, bayrischer Ministerpräsident teil.

Netz am Limit

Die beiden bestehenden 220-kV-Leitungen von St. Peter nach Bayern wurden bereits in den 1940ern (Simbach/Altheim) bzw. 1960ern (Pirach/Pleinting) errichtet. Die damals getroffenen Auslegungen der Leitungskapazitäten erfüllen die heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Übertragungskapazitäten sind zunehmend ausgeschöpft, wodurch in diesem Netzbereich vermehrt international koordinierte kostenintensive Engpassmanagement-Maßnahmen nötig sind. Darüber hinaus bewirken die fehlenden Netzkapazitäten auch, dass preisgünstiger Strom aus Deutschland für den österreichischen Stromkunden über lange Zeiträume nicht verfügbar ist.

„Diesen Entwicklungen gilt es mit dem Ausbau der Deutschlandleitung entschieden entgegenzuwirken. Die hohe Anzahl an Redispatch-Maßnahmen ist nicht nur ein Warnzeichen, dass die Leitungen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, sondern auch eine finanzielle Last für alle Verbraucher. Allein 2022 lagen die Kosten für Redispatch-Maßnahmen (Engpassmanagement) in diesem Bereich bei 718 Millionen Euro“, sagt Gerhard Christiner.

Wesentlich für Energieaustausch und Gelingen der Energiewende

Die geplante 380-kV-Leitung vom Netzknoten St. Peter nach Deutschland ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Sie verbindet die erneuerbaren Energien Wind und Wasser: Sauberer Windstrom aus dem Norden Europas kann so zu den Speicherkraftwerken in den Alpen geleitet werden.

„Die Deutschlandleitung ermöglicht die Erhöhung der Grenzkapazitäten enorm und bringt Österreich und Deutschland energiewirtschaftlich wieder einen großen Schritt näher. Das ist einerseits wesentlich, um den erneuerbaren Strom grenzüberschreitend auszutauschen. Andererseits wird dadurch auch preisgünstiger Strom für Österreich verfügbar, was für Verbraucher aus Industrie & Gewerbe von zentraler Bedeutung ist. Derzeit zahlt der österreichische Stromkunde aufgrund fehlender Netzkapazitäten rund 26 Euro mehr pro MWh als die Verbraucher im Nachbarland. Dies führt zu einem ganz konkreten Standortnachteil für Österreichs Wirtschaft und Industrie. Die „Deutschlandleitung“ hat somit einen ganz wesentlichen volkswirtschaftlichen Mehrwert und stärkt langfristig den österreichischen Wirtschaftsstandort.“, erklärt Christiner.

Meilenstein für heimischen Netzausbau

Die Deutschlandleitung spielt auch eine wesentliche Rolle für den heimischen Netzausbau. „Rund 84 Millionen Euro investiert APG in die neue Deutschlandleitung. Die dadurch gewonnene Kapazitätserhöhung sowie der verbesserte Energieaustausch zwischen Deutschland und Österreich sind Voraussetzung für die Umsetzung des Um- und Ausbauprogramms der APG in die österreichische Strominfrastruktur. Dafür investieren wir bis 2032 rund 3,5, Milliarden Euro in das heimische Stromnetz. Diese Investitionen dienen der sicheren Stromversorgung, der Verfügbarkeit von preisgünstigem Strom für alle Verbraucher in Österreich, sowie der Reduktion von CO2“, sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.

Internationale Leitung mit regionaler Bedeutung

In Oberösterreich liegt mit dem Umspannwerk St. Peter – in dem im Zuge des Projekts Ausbauarbeiten vorgenommen werden – ein Endpunkt der 380-kV-Deutschlandleitung. Als ein zentraler Knotenpunkt im Netz der APG, kommt dem Umspannwerk St. Peter daher nicht nur eine wesentliche Rolle für die sichere Stromversorgung Österreichs, sondern auch Oberösterreichs zu.

„Für Oberösterreich als starkes Wirtschafts- und Industriebundesland ist eine sichere und stabile Stromversorgung von zentraler Bedeutung. Zugleich hat für Oberösterreich der Umstieg auf erneuerbare Energien besondere Priorität. Die Stromleitung Altheim – St. Peter leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung beider Ziele: Durch die höheren Kapazitäten der neuen vier-systemigen 380-kV-Deutschlandleitung und die Ertüchtigungsarbeiten im Umspannwerk St. Peter wird die bestehende Netzabstützung und damit die sichere Stromversorgung in der Region verstärkt. Darüber hinaus wird so die Umsetzung der Energiewende durch erneuerbare Energieerzeugung, Transformation der Mobilität und Dekarbonisierung der Industrie weiter beschleunigt. Diese Stromleitung ist daher auch ein wichtiger Bestandteil des ‚OÖ. Stromnetz-Masterplans‘, mit dem der Ausbau der Stromnetz-Infrastruktur in Oberösterreich gemeinsam mit den Netzbetreibern konsequent vorangetrieben wird“, sagt Markus Achleitner, Wirtschaftslandesrat Oberösterreich.

Über Austrian Power Grid (APG)

Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 733 Spezialist:innen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Auch 2022 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten Mitarbeiter:Innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 490 Millionen Euro 2023 (2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2032 rund 3,5 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau investieren. Das sind rund 19 Prozent der insgesamt 18 Milliarden Euro, die die E-Wirtschaft in den kommenden zehn Jahren in die Netzinfrastruktur investieren wird.

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