“Nutzung von österreichischen erneuerbaren Ressourcen ist Gebot der Stunde!”

Wien © Münzer Biodiesel

In einem offenen Brief an die Österreichische Regierung urgieren der Biomasse-Verband, der Kompost & Biogas Verband sowie zahlreiche Unternehmen des Sektors die Finalisierung des Erneuerbaren Wärme Gesetzes und des Erneuerbaren Gase Gesetzes. Nachhaltige, heimische Investitionen in die Energiezukunft Österreichs seien auch ohne russisches Erdgas möglich.

“Aktuell werden für unsere Branche wichtige Gesetze auf Regierungsebene verhandelt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung im Energiebereich, unterstützen wir den Appell des Kompost & Biogas Verbandes zur raschen Finalisierung der beiden dringenden Gesetze.” So begründet beispielsweise Walter Sattlberger von der Münzer Bioindustrie GmbH die Initiative gegenüber dem Umwelt-Journal.

Hier der offene Brief an die Regierung:

Nachhaltige, heimische Investitionen in die Energiezukunft Österreichs ohne russisches Erdgas

Eine sichere Energieversorgung ist für alle Haushalte und Unternehmen ein hohes Gut. Folgerichtig versuchen Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Frau Bundesministerin, derzeit, an
vielen Stellschrauben zu drehen, um die Energieabhängigkeit von Russland zu reduzieren und die Energieversorgung sicher zu stellen. Mehrere Maßnahmen wurden bislang getroffen. Bei diesen
Maßnahmen wurde aber leider das Potential der heimischen Biomasse noch nicht genutzt.
Die aktuelle Krise zeigt uns aber auch, dass es ein “weiter so” nicht geben kann. Wir brauchen nicht nur im fossilen Bereich schnelle Maßnahmen. Noch dringender sind Gesetze für die Mobilisierung von
heimischen erneuerbaren Energien! Gerade beim Ersatz von Erdgas kann die Bioenergie ihre Stärken ausspielen: Pelletkessel in Haushalten, Biomasse für die Wärmeversorgung über Nah‐ und
Fernwärmenetze und Biogas für den direkten Ersatz von Erdgas in der vorhandenen Gasinfrastruktur.

Wie die österreichische Energieagentur aufzeigte, können zwei Handlungsoptionen die Abhängigkeit von russischem Erdgas drastisch reduzieren und dabei Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland
schaffen:
1) Reduktion des Gasverbrauchs: Neben der Wärmedämmung von Gebäuden kann die Biomasse wesentlich zur Wärmeversorgung von Haushalten, Gewerbebetrieben und Industriebetrieben
eingesetzt werden. Kurzfristig kann eine verstärkte Holznutzung 20% des Gasverbrauchs ersetzen. Mittelfristig können Holz und Holzprodukte 40% des derzeitigen Erdgasverbrauchs
kompensieren.
2) Ersatz von Erdgas durch heimisches Biogas: Biogas kann technisch soweit gereinigt werden, dass es qualitativ dem russischen Erdgas gleichgestellt ist. Kurzfristig kann Biogas 10 %,
mittelfristig 20 % des aktuellen Gasverbrauchs ersetzen. Hinzu kommen langfristig die Potenziale aus Holzgas und grünem Wasserstoff.

In all diesen Bereichen sind österreichische Technologieanbieter weltweit gefragt. Und in Österreich? Hier werden seit Jahren wichtige Gesetze im Bereich der erneuerbaren Wärme‐ und Gasversorgung
diskutiert. Bis heute wurde weder das Erneuerbaren Wärme Gesetz noch das Erneuerbaren Gase Gesetz dem Parlament vorgelegt.

Unser Appell: Finalisieren Sie das Erneuerbaren Wärme Gesetz und das Erneuerbaren Gase Gesetz! Nur so kann sukzessive und nachhaltig die österreichische Energieabhängigkeit reduziert werden!

Die heimische Erzeugung von Energie und die bewusste Nutzung von österreichischen erneuerbaren Ressourcen ist das Gebot der Stunde: aus Sicht der Energieversorgung, aber auch aus Sicht des
Klimaschutzes und aus Sicht der heimischen Wertschöpfung und Arbeitsplatzsicherung!

Text: Mag. Manfred Kainz

(Foto: Münzer Bioindustrie)

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