Im Zuge der 31. Sitzung des Nationalparkrates Hohe Tauern im Besucherzentrum Mallnitz wurden den Entscheidungsträger:innen die ersten Ergebnisse des seit 2016 durchgeführten Langzeitmonitorings durch den international tätigen, renommierten Wissenschaftler Prof. Dr. Christian Körner präsentiert. Ratsvorsitzende Landesrätin Mag.a Sara Schaar (Kärnten), Bundesvertreterin ALin Mag.a Valerie Zacherl-Draxler (in Vertretung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler BA), Landesrat Josef Schwaiger (Salzburg) und Landesrat René Zumtobel (Tirol) betonten im Zuge der Sitzung die Wichtigkeit der gezielten Forschung zum Erhalt und zum Schutz der Biodiversität.
Langzeitmonitoring 2016 – 2023
Als Novum startete 2016 das vom Nationalparkrat initiierte Projekt. Erstmals arbeiten acht unterschiedliche Forschungszweige an einem gemeinsamen Projekt zur Grundlagenerfassung von wichtigen Indikatoren, unter anderem für den Klimawandel und die Artenvielfalt. Durch die bewusste Auswahl des Forschungsgebietes oberhalb der Baumgrenze in einem Nationalpark soll die Veränderung möglichst unbeeinflusst vom Menschen und umfassend von verschiedenen Forschungszweigen beobachtet und dokumentiert werden. Mit Prof. Körner konnte das Projekt alpenweit ausgeweitet werden. Er koordiniert auch die Fachbereiche und sorgt für ein effektives Zusammenspiel der Disziplinen.
„Der Erhalt und der Schutz der Biodiversität ist die grundlegende Aufgabe eines Nationalparks und folgt der europaweiten Biodiversitätsstrategie. Das Langzeitmonitoring ist ein wichtiges Instrument zur Erfüllung dieser Aufgabe. Es lassen sich bereits erste Aussagen zu den sensiblen Messgrößen treffen. So verkürzt sich die Schneedeckendauer und steigen die Temperaturen (um 2 Grad seit der Mitte der 70er-Jahre), was langfristig Einfluss auf die Ökosysteme haben muss. Um jedoch eindeutige Veränderungen zu identifizieren, ist es notwendig, weiterhin konsequent die Biodiversitätsforschung, zu der neben dem Langzeitmonitoring auch die Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern zählt, weiter zu betreiben“, betont Ratsvorsitzende Sara Schaar.
Eine erste Synthese des Projektes wurde 2022 in EcoMont (ÖAW) publiziert. Analog zur meteorologischen Frage, wann Wetter zum Klima wird, gilt es zu bewerten, wann biologische Beobachtungsdaten zum Trend werden. Die 18 erforschten alpinen Seen und drei Bachsysteme zeigen nach sieben Jahren hohe zeitliche und Biodiversitätsunterschiede und noch keinen in die Zukunft projizierbaren Trend, was in der Natur der Sache liegt. Die Daten der alpinen Graslandsysteme entlang von Schneeschmelzgradienten ergaben, dass die Wirkung der Schneedeckendauer die direkte Wirkung der Temperatur klar übersteigt, was Schneeszenarien in den Fokus rückt. Das Verhältnis Gräser zu Kräutern entpuppte sich als ein sensibler Klimaindikator (Gräser und Seggen sind empfindlicher).
Die Verbreitung der mehr als 20.000 Arten von Bodenmikroben und rund 50 Arten winziger Bodentiere (Milben und Springschwänze) folgt der Schneebedeckungsdauer. Die sieben erfassten Jahre schließen extrem schneereiche und extrem schneearme Jahre, trockene und feuchte Sommer ein. Um für alle drei Organismengruppen robuste Durchschnittswerte als Referenz für zukünftige Klimawandelfolgen zu erarbeiten, ist das hoch-standardisierte Monitoring unbedingt weiterzuführen und nach insgesamt zehn Jahren (2027) neuerlich Bilanz zu ziehen. Das biologische Inventar dieser alpinen Lebensräume reagiert sehr träge, dann aber nachhaltig auf Umweltveränderungen. Es empfiehlt sich, die Frequenz der bodenzoologischen Beprobungen auf einen jährlichen Rhythmus zu erhöhen. Die gewählten Ausschnitte aus dem alpinen Lebensraum und die großräumliche Replikation erwiesen sich als bestmöglicher Ansatz, um Veränderungen zu identifizieren, so sie denn existieren.
Ratsmitglieder beschließen Budget und länderübergreifende Projekte für 2024
Insgesamt werden im Jahr 2024 im Nationalparkrat 15 Projekte in den Bereichen Naturraummanagement, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam durchgeführt. Die finanziellen Mittel werden durch die Länder Kärnten, Salzburg und Tirol sowie den Bund bereitgestellt. Die Finanzen können durch Fördermittel in der Höhe von 320.000 Euro aus Fördertöpfen der EU, der ÖAW (Österreichische Akademie der Wissenschaften) sowie Sponsormittel durch den Verein der Freunde des Nationalparks Hohe Tauern aufgestockt werden.
(Bild: Renè Zumtobel, Sara Schaar, Valerie Zacherl-Draxler © NPHT, Bugelnig)