Die EU sorgt mit aktuellen regulatorischen Vorgaben im Fiskal- und Nachhaltigkeitsbereich – konkret der verpflichtenden E-Rechnung (im Zuge der fiskalischen Initiative ViDA) und der neuen Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) – dafür, dass viele Unternehmen ihre betrieblichen Prozesse in den kommenden Jahren grundlegend überdenken müssen. Dies hat auch starke Auswirkungen auf die Baubranche.
Insbesondere für mittelständische Betriebe erscheinen die anstehenden Verpflichtungen auf den ersten Blick oft als erhebliche bürokratische Belastung, die eine Menge Zeit und Ressourcen bindet. Günther Schwaiger, Gründer und Geschäftsführer der Network Dimensions Unternehmensgruppe dazu: „Firmen stehen vor der konkreten Herausforderung, zusätzliche Prozesse zu etablieren, umfassende Daten zu sammeln und auch ihre IT-Systeme auf den neuesten Stand bringen zu müssen.“ Das betrifft natürlich auch den Baubereich – beispielsweise wird für das erforderliche Sustainability Reporting eine detaillierte Erfassung und Bewertung ökologischer Kennzahlen, wie etwa CO2-Emissionen oder die Umweltbelastung spezifischer Baumaterialien, erforderlich sein.
„Eine ganzheitlich durchdachte digitale Umsetzung der regulatorischen Anforderungen im Betrieb kann jedoch als ‚Effizienztreiber‘ bisher ungeahnte Vorteile und Chancen für Unternehmen eröffnen. Es bringt konkrete Möglichkeiten, sich zukunftssicher aufzustellen und mittel- bis langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern“, so Günther Schwaiger weiter.
Erhöhte Transparenz, Effizienz durch Automatisierung & Wettbewerbsvorteile
- Volle Transparenz nach außen und innen – der Aufbau durchgängiger digitaler Prozesse sorgt nicht nur für die Erfüllung der Berichtspflichten nach außen, sondern verbessert auch die interne Datenqualität erheblich.
- Effizienzsteigerung – automatisierte Workflows und die Vermeidung von Medienbrüchen reduzieren manuellen Aufwand und Fehlerquellen, insbesondere bei repetitiven Aufgaben (wie z. B. der Rechnungsprüfung, bei Versand und Archivierung von Dokumenten, aber auch in der Stammdatenerfassung und -pflege).
- Wettbewerbsvorteile durch Business Intelligence (BI) – die mittels der neuen Reporting-Systeme gesammelten Daten dienen als wertvolle Entscheidungsgrundlage für die operative und strategische Unternehmenssteuerung. Die Fähigkeit, präzise und transparente Informationen bereitzustellen, stärkt nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften (Compliance), sondern erhöht auch das Vertrauen von Kunden, Partnern und potenziellen Investoren.
Günther Schwaiger ergänzend: „Zentraler Ansatzpunkt für die konkrete betriebliche Umsetzung ist eine digitale Integration der neuen Anforderungen im Rahmen eines ERP-Systems. Mit seiner auf Microsoft Dynamics 365 Business Central basierenden Branchenlösung MEGABAU arbeitet Network Dimensions an der konsequenten digitalen Abbildung dieser EU-Regularien. Die dafür benötigten spezifischen Funktionen stehen somit auch für Kunden im Baubereich rechtzeitig zur jeweiligen verpflichtenden Einführungsfrist von E-Rechnung und Sustainability Reporting auf Länderebene (Deutschland, Österreich) zur Verfügung.“
Fiskalische EU-Richtlinie ViDA – VAT in the Digital Age & E-Rechnungspflicht
Die fiskalische EU-Initiative „VAT in the Digital Age“ (ViDA) zielt darauf ab, das Mehrwertsteuersystem in der Europäischen Union zu modernisieren und verpflichtet Unternehmen zur digitalen Rechnungsstellung. Dies bringt klare Vorgaben und Vorteile mit sich.
Hier einige wesentliche Eckdaten:
- Digitales Echtzeit-Reporting: Alle relevanten Steuerdaten von Unternehmen sollen elektronisch in ein zentrales EU-Tool münden – dies umfasst auch Reverse Charging sowie die Abbildung / Abgleich zwischen den Mitgliedsstaaten (d.h. auch für Exportstatistiken relevant).
- Verpflichtende E-Rechnung ab 2030: Ab dem 1. Januar 2028 sollte die E-Rechnung EU-weit zunächst verpflichtend werden. Durch einen kürzlich erreichten Kompromiss im EU-Rat am 05.11.2024 erstreckt sich die Frist für ein vollständiges Inkrafttreten auf das Jahr 2030.
- Stufenweise Einführung: Erste Umstellungen werden für Unternehmen ab dem Jahr 2025 konkret, je nach nationaler Umsetzung.
- In Deutschland beginnt die Einführung bereits schrittweise ab Anfang 2025. Ab 2028 müssen alle B2B-Rechnungen unabhängig von der Unternehmensgröße in einem strukturierten elektronischen Format ausgestellt, übermittelt und empfangen werden und eine elektronische Verarbeitung ermöglichen.
- Für Österreich gibt es noch keinen konkreten Zeitplan auf nationaler Ebene.
Die Umstellung auf E-Rechnungen reduziert nicht nur den Mehrwertsteuerbetrug in der EU erheblich (geschätzte 11 Mrd. EUR Einsparungen jährlich), sondern senkt auch langfristig die Verwaltungsaufwände.
CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) – Nachhaltigkeitsberichterstattung im betrieblichen Fokus
Die Corporate Sustainability Reporting Directive der europäischen Kommission setzt neue Maßstäbe für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und fordert von Unternehmen umfassende Transparenz in Bezug auf ESG-Aspekte (Environment, Social, Governance). Auch hier ist die Integration in ERP-Systeme entscheidend, um die regulatorischen Anforderungen effizient und zukunftssicher in den betrieblichen Prozessen umzusetzen.
Hauptinhalte der CSRD und gesetzliche Umsetzungsfristen
Unternehmen müssen europaweit einheitliche Standards für das Nachhaltigkeitsreporting (ESRS – European Sustainability Reporting Standards) anwenden, die Umweltrechte, soziale Rechte und Governance-Faktoren umfassen.
Es gelten folgende gesetzlichen Fristen für die Umsetzung (gültig auch für Österreich):
- Unternehmen, die bereits der NFRD (Non-Financial Reporting Directive) unterlagen: erste Berichte ab 2025 für das Geschäftsjahr 2024
- Große Unternehmen (>500 Mitarbeiter): erste Berichte ab 2026 für das Geschäftsjahr 2025
- Gelistete KMU: erste Berichte ab 2027 (Opt-out bis 2028 möglich)
- Drittland-Unternehmen: erste Berichte ab 2029
ESG Reporting – Vorteile durch ERP-Integration, auch für den Baubereich
- Ganzheitliche Energiebilanzen: Von der Beschaffung bis zum Endprodukt können CO2-Emissionen und Energieverbräuche nachvollzogen werden, z. B. durch die Integration von Daten zu Materialien wie polystyrolgefüllten Ziegeln.
- Verknüpfung von Daten: APIs und Look-ups ermöglichen den Abgleich von Datenbanken, etwa für Rückbauwerte.
- Effizienzsteigerung: Nachhaltigkeit durchdringt alle Prozesse – von der Rohstoffbeschaffung bis zur Inbetriebnahme eines Gebäudes, dies erhöht Transparenz und senkt Kosten.
Günther Schwaiger erläutert in diesem Zusammenhang die strategische Perspektive: „Die CSRD stellt Unternehmen – auch im Baubereich – vor zahlreiche neue Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig die Chance, ESG-Aspekte zu einem Wettbewerbsvorteil zu machen. Nachhaltigkeitsdaten können operativ genutzt werden und dienen somit als zusätzliche Grundlage für strategische Entscheidungen und Detailanalysen.“