Biobasierte Wertschöpfung im Alpen- und Donauraum

Foto: Vortrag von Dr. Guntram Bock

Gemeinsam mit anderen Organisationen, wie der BIOPRO Baden-Württemberg GmbH, arbeitet der Cleantech-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria an der Schaffung biobasierter Wertschöpfungsketten. Inwieweit die Bioökonomie in Österreich bereits etabliert ist und welche Hürden noch bestehen, zeigte der Cleantech-Cluster im Oktober 2019 bei einem Workshop für Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie politische Institutionen aus dem gesamten Alpen- und Donauraum auf.

Oberösterreichische Betriebe präsentierten den Teilnehmern/-innen ihre Best-Practice-Beispiele. Bei einer anschließenden Delegationsreise nach Stuttgart im November, beauftragt vom Baden-Württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, stand die Vernetzung und der Austausch zwischen österreichischen und deutschen Stakeholdern im Vordergrund.

Im Fokus des vom Cleantech-Cluster organisierten Bioökonomie-Workshops standen die Themen Holz als Ressource, biobasierte Chemikalien, Kaskadennutzung von Reststoffen sowie Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Lebensmittelindustrie. DI Gottfried Lamers vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus stellte den Workshop-Teilnehmern/-innen die österreichische Bioökonomiestrategie vor. In einer anschließenden Diskussionsrunde wurde eine Liste mit Kriterien erstellt, die bei der Substitution fossiler Rohstoffe berücksichtigt werden sollten, wie beispielsweise die Preisdifferenz zwischen erdölbasierten und nachwachsenden Rohstoffen oder ob eine Gesetzesänderung nötig ist, um eine Etablierung biobasierter Produkte am Markt zu ermöglichen.

Bioressourcen als Bausteine für ein zukünftiges Energiesystem

Dr. Karin Fazeni-Fraisl vom Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz präsentierte relevante Konversionstechnologien und zeigte auf, dass es notwendig ist, Kreisläufe für die Nutzung von Nebenprodukten zu implementieren, um Wirtschaftlichkeit in der Bioökonomie zu steigern. Neben dem Ersetzen fossiler Rohstoffe durch biobasierte Ressourcen, sei es ebenso wichtig, Kohlenstoff zu recyceln, um die zusätzliche Erzeugung und das Entweichen klimarelevanter Gase zu vermeiden, betonte Fazeni-Fraisl.

Kaskadische Nutzung biobasierter Roh- und Reststoffe

Das Unternehmen PÖTTINGER Fermenter setzt sich mit seiner Lösung zur Verwertung organischer Reststoffe für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ein. Geschäftsführer Dr. Guntram Bock erläuterte die Vorteile des modularen Fermentationsprozesses im Containerbau. Durch dieses skalierbare und dezentrale Verfahren können biogene Abfälle bereits am Entstehungsort stofflich und energetisch verwertet werden. Ing. Gregor Hofmann stellte seinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb vor, der sich auf Kompostierung spezialisiert hat, um aus organischen Reststoffen wertvollen Dünger zu erzeugen. Dabei wird nicht nur Kohlenstoff im Boden gebunden, es werden auch Pflanzennährstoffe recycelt. Franz Kirchmeyr vom Fachverband Kompost & Biogas wies darauf hin, dass eine regulatorische Verankerung notwendig sein wird, um Bioökonomie-Innovationen zur Reduzierung negativer ökologischer Langzeitfolgen etablieren zu können.

Bioraffinerien und biobasierte Chemikalien

Das oö. Unternehmen Lenzing AG nutzt als Bioraffinerie den Rohstoff Holz, um eine beachtliche Anzahl an hochwertigen Produkten herzustellen. Anhand biobasierter Essigsäure demonstrierte DI Elisabeth Stanger, MBA die vorteilhafte Ökobilanz von biobasierten Chemikalien gegenüber fossil-basierten Ausgangsrohstoffen. Derzeit sind nur ca. vier Prozent der Essigsäureproduktion in Europa biobasiert. Die Förderung von Bioraffinerien könnte künftig einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung von Wertschöpfungsketten leisten. Der ehemalige Innovationsmanager von ESIM Chemicals, Dr. Michael Belegratis, MBA, sprach die Notwendigkeit von Studien zur Bestimmung des Marktpotenzials biobasierter Chemikalien an. Da neuartige Konversionstechnologien aufgrund der technologischen Reife derzeit mit hohen Investitionskosten verbunden sind, stellt die Markteinführung bei geringer Nachfrage eine große Herausforderung dar.

Ökologisches Bauen

Architekt DI Heinz Plöderl verwies in seinem Vortrag auf den Baustoff Holz, der als Kohlenstoffspeicher nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch hervorragende mechanische Eigenschaften aufweist. Die Vorzüge ökologischer Dämmstoffe, wie z.B. Hanf, gegenüber mineralischen Alternativen wurden von Ing. Mag. Manfred Obermayr von der Firma Capatect hervorgehoben. Nicht nur die biologische Abbaubarkeit und die mechanischen Eigenschaften dieses Materials sprechen für sich, sondern auch die reduzierte CO2-Bilanz. Da in Europa derzeit nur zehn Prozent der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, besteht ein enormes Potenzial für einen flächendeckenden Einsatz dieser Materialien.

Bioökonomie in Baden-Württemberg

Bei einer Delegationsreise nach Stuttgart im November 2019 lernten die Teilnehmer/-innen Best Practice Beispiele für Bioökonomie in Baden-Württemberg kennen. Ein Programmpunkt der Reise war der Besuch des Bioökonomietages der BIOPRO Baden-Württemberg GmbH. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf landwirtschaftlichen Stoffströmen und neuen Geschäftsmodellen für Biogasanlagen. Neben spannenden Vorträgen und anregenden Diskussionen boten sich viele Vernetzungsmöglichkeiten für die oö. Delegierten und die Stakeholder vor Ort. Es wird eine erneute Zusammenarbeit angestrebt, um die Stakeholder aus der biobasierten Industrie zu vernetzen, langfristig Beziehungen zu stärken und neue Geschäftsbeziehungen zu schaffen.

Ähnliche Beiträge